Treffen bei Suschna: die STOFFSPIELEREIEN zum Thema “seltene Techniken” stehen an.
Und diesmal finde ich es richtig spannend, was die anderen alles ausprobiert haben. Denn man kann ja schlecht “seltene Techniken” googeln oder bei Instagram suchen und so wird es sicher voller Überraschungen..
Meine Gedanken gingen in viele Richtungen. Da meine Mutter in den fünfziger Jahren das Nähen in zwei Kursen den Winter über lernte, fragte ich sie, ob ich ihre alten Stoffproben von damals bekomme, um eine Inspriation zu bekommen:
Was gab es da alles zu entdecken!
Besätze und Kantenabschlüsse:
Gesticktes:
Gesmoktes und Anleitungen für Stoffknopflöcher:
Ich bekam auch noch ihre alten Nähfüsse, die dann aber leider nicht an meine neue Bernina passten. An meiner alten Maschine hätte ich sie benutzen können, doch so ein richtiger seltener Fuß war auch nicht dabei.
Stricken und Häkeln war mir nicht “selten” genug, vielleicht klöppeln?
Dieses Bild klöppelte ich vor ca. 15 Jahren. Ja, eigentlich hatte ich nur wegen dieses Motives (aus einer älteren “”ANNA”) das Klöppeln gelernt. Aber das ganze Zeug wieder auspacken, wieder mühsam die Drehungen lernen; ach nein, das wollte ich dann auch nicht. Vielleicht wenn es mir mal wieder in einem Winter langweilig wird, kommt das Kissen und die Klöppel vom Dachboden und ich mache mich an die Motive aus einem skandinavischen Buch – das liegt nämlich noch ungenutzt rum.
Was nun? Da entdeckte ich in einem Buch über Maschinensticken eine Art der Fadenstickerei, die mir gut gefiel und die ich ausprobieren wollte. Ob dies nun “selten” ist, weiß ich nicht. Gesehen habe ich solche Fadenkunst noch nicht oft.
Zuerst habe ich wasserlösliche Folie doppelt genommen, mit Bleistift einen Kreis aufgezeichnet und anschließend die beiden Lagen zusammengeheftet:
Die Folie wird dann in einen normalen Stickrahmen gespannt (ja, früher habe ich auch gestickt…):
An der Nähmaschine nun den Transporteur ausschalten, evtl. den Stopfuß nehmen und mit viel Gas im Freestyle kleine Kringel nähen, die alle miteinander verbunden sein müssen. Dabei muss mit fortschreitender Arbeit der Stickrahmen immer wieder verschoben werden.
Fertig sieht das Ganze dann so aus:
Anschließend eine Schüssel mit Frischhaltefolie umkleiden (die Folie kann auch weggelassen werden, es geht aber einfacher – ich habs probiert):
Nun wirds nass: die Stickerei ins Wasser legen, hin und her bewegen bis die Folie beginnt, sich aufzulösen. Es muss ein kleiner Rest der Folie in den Fäden bleiben, nur so wird das Ergebnis steif. Bei meinen späteren Versuchen habe ich die trockene Stickerei um die Schüssel gelegt und vorsichtig abgeduscht:
Trocknen lassen und dann vorsichtig ablösen:
Ich habe verschiedene Formen und Farben ausprobiert. An manchen Stellen sieht man die nicht vollständig aufgelöste Folie noch ein bisschen und auch die Kante ist nicht immer schön, deshalb immer gut auf die Verbindungen der Fäden achten. Je nach Dichte der genähten Kringel wirkt das Ergebnis transparent oder eher kompakt. Sehr unstabil wird das Ergebnis, wenn man die Folie nur einfach nimmt.
Als letztes nähte ich grün – dieses Mal probierte ich die Dusche aus und habe auch ein zweites Mal “geduscht”, da nach dem erstem Trocknen noch zu viel Folie zu sehen war:
Und so habe ich nun ein hübsches kleines Osterkörbchen, das am nächstes Wochenende seinen Platz auf den Ostertisch finden wird:
Doch nun ist ja zuerst Palmsonntag:
Jetzt bin ich schon ganz gespannt, was die anderen sich ausgedacht haben und gehe schnell spickeln. Euch einen frohen Palmsonntag!
Liebe Grüße
Ines
Inspriation:
“Einfach Maschinensticken – Farbenfrohe Projekte für den Einstieg”” von Jayne Emerson, Haupt Verlag, 2007, 19,90 €
Material:
Polyester-Garn aus meinen Vorräten
wasserlösliche Folie “AVALON Film” von Madeira
verlinkt:
Stoffspielereien (bei Suschna, textile Geschichten)
Pingback: Stoffspielerei März: Stickstiche aus den Anden | Textile Geschichten
Sehr schön und fein deine Körbchen, vielen Dank auch für die Versuchsreihe und deine Erfahrungen. Ich hatte bei einer früheren Stoffspielerei einmal ein Kette mit dem Vlies gestickt, da ist mir alles zerrissen. Doppelt, bzw. dickeres Vlies ist sicher besser. Und kennst du die Spitzendeckchen, die mit Leim getränkt dann Schüsseln werden? Ich stelle mir das sehr “plastikartig” vor, deine Körbe sind sicher viel textiler.
Die Näh- und Klöppelproben finde ich natürlich auch ganz toll, Danke fürs Zeigen.
Sehr poetisch und filigran, das ist mit Sicherheit das schönste Osterkörbechen weit und breit.
Deine Sammlung an alten Verarbeitungsbeispielen ist ein echter Schatz, danke dass du die Fotos groß gelassen hast. Dann kann man schön ranzoomen und staumen, was damals gelehrt wurde. Glaub mir, von Nähkursen heutzutage erwarten die Leute ganz andere Inhalte……
(Schade eigentlich!)
Da ich von oben nach unten gelesen habe, war ich auf das Endergebnis ganz gespannt. Wunderbar, deine filigranen Körbchen! Auch die Muster deiner Mutter faszinieren mich. Danke fürs Zeigen!
Hihi, ich hab das gleiche Buch und hab’ auch schon mal so ein Fadenkörbchen ausprobiert. Macht Spaß, oder? Allerdings war ich damals nicht so fleißig, wie du.
Vielen Dank auch für die “Mustertücher” deiner Mutter, so etwas finde ich auch sehr spannend, danke für’s Zeigen.
LG
Marlene
Die Musterstücke sind echt schön, die muß man hüten.Diese Dreiecke konnte meine Oma noch sticken, als alle Frauen nur Rock trugen. Die wurden über den Schlitz gesetzt, damit er nicht einreißt, wenn man doch mal große Schritte macht. Jetzt hast du ja eine echte Sammlung an besonderen Körbchen . Dein Klöppelstück ist schon ein recht aufwändiges, habe da auch mal reingerochen.VG kaze
Toll dein Osterkörbchen, das Vlies habe ich hier auch schon liegen. Mal schauen, was daraus wird. Deine Klöppelarbeit ist ja vom feinsten und die Mustersammlung deiner Mutter ein wahrer Schatz.
LG Mirella
Ja, die alten Arbeitsproben Deiner Mutter haben Charme!!!
Und Danke für den Tipp mit dem Maschinensticken. Das sieht interessant aus. Auch der Buchtipp.
viele Grüße!
Deine Arbeitsproben gefallen mir, ich mag solche Sachen mit nachverfolgbarer Geschichte.
Deine filigranen Körbchen sind ja terminlich perfekt fertig geworden und wunderschön.
Etwas ähnliches habe ich mit zwischen der Folie eingelegten Wollfäden auch mal probiert (prinzipiell kann man auch Stoffschnipsel dazwischen legen). http://123-nadelei.blogspot.de/2013/01/einmaliger-laufer-oder-schal.html
Nicht ganz klar ist für mich, ob die Stabilität fix ist oder wie für Spanndeckchen mit Zucker oder Stärke neu erzeugt werden kann.
Respekt für Deine gewissenhafte Versuchsreihe mit wunderschönen Ergebnissen.
LG Ute
Diese Körbchen sind wahre Schönheiten! Toll.
LG
Siebensachen