Mein Körper hat sich in den letzten Jahren verändert. Trug ich jahrelang eine klassische Größe 38 bei der klassischen Größe von 1,68 m, haben sich die Proportionen durch den Lauf des Lebens ein wenig geändert und verschoben. Bis zur ersten Schwangerschaft konnte ich blind ein Schnittmuster in Größe 38 “runternähen” ohne es vorher auch nur anzuprobieren. Jetzt, fast 2 Jahrzehnte später, habe ich kräftige Oberarme, breite Schultern, keine Taille und schmale Hüften – da passt kein Standard-Schnittmuster, da jedes Körperteil eine eigene Konfektionsgröße benötigt.
Da ich schon seit ich Teenager bin, einen Teil meiner Garderobe selbst nähe, bedeuten diese Veränderungen, dass ich auch die Schnittmuster entsprechend verändern sollte – was ich bisher kaum gemacht habe. Eigentlich bestanden meine Veränderungen nur darin, dass ich die Taille bei den meisten Schnittmustern “begradigt” und für Oberteile gerne eine größere Größe genommen habe. Gerne hätte ich eigene Schnittmuster für meine Proportionen entwickelt – ich habe auch tatsächlich schon Video-Kurse zur Hosenkonstruktion gekauft. Doch ich fand das alles so mühselig. Ich nähe gern. Punkt – und nichts weiter.
Wie gut, dass Meike Rensch-Bergner Frau Crafteln ein Buch mit dem passenden Titel: “Passt perfekt – Schnittmuster an die eigene Körperform anpassen” geschrieben hat. Da entdeckte ich schon im Vorwort, Parallelen zu meiner Vorgehensweise: Auch sie wollte, weil die üblichen Schnittmuster nicht zu ihrem Körper passen wollten, Schnittkonstruktion lernen und hat wie ich den begonnenem Weg abgebrochen.
Meike hat sich für einen anderen Weg entschieden: wie passe ich das Schnittmuster auf mich an und nicht, wie bekomme ich meinen Körper in ein konfektioniertes Kleidungsstück. Und sie scheut sich nicht, ihrem Buch einen ordentlichen “Vorbau” zu geben. Zuerst die Basics: warum Schnittmuster keine Maßschnitte sind, was macht eine gute Passform aus – und das erklärt sie auf leicht lesbare Art auf den ersten 30 Seiten.
Und erst nach einem weiteren Teil, in dem sie auf das Ausmessen des eigene Körpers eingeht, wird es konkret: wie wird ein Oberteil verlängert bzw. verkürzt. wie bekomme ich etwas weiter, wie wird die Schulterbreite angepasst,… Da wird nichts ausgespart und ermöglicht jeder von uns, das Schnittmuster wirklich gut anzupassen.
Ich habe für diesen Blogbeitrag auch gleich eine Schnittmusteranpassung ausprobiert – denn bei einem so praktisch ausgelegten Buch wollte ich nicht nur theoretisch drüber schreiben. Ausgangspunkt war ein Designnähen für einen neuen Blusenschnitt. Die erste Bluse nähte ich in Größe 44, wie ich das eigentlich immer mache. Bilder der Probebluse gibt es nicht, da die Bluse nie fertig wurde. Folgende Dinge passten aber nicht: Der lange Ärmel war mir zu eng und die Bluse insgesamt etwas weit (die Schulter war irgendwie auch zu weit außen – das war aber ein Nähfehler, wie ich beim genaueren Lesen der Nähanleitung merkte).
Ich beschloss mutig und weil es eigentlich die Maßtabelle auch vorgab, eine Größe kleiner zu nehmen (Gr. 42), und den Ärmel nach Meikes Anleitung einen Tick zu breiter zu machen.
Das Schnittmuster habe ich wie im Buch beschrieben aufgeschnitten und weiter gezogen.
Auf diese Weise bekam ich eine Mehrweite von 3 cm. Die Armkugel wird bei diesem Verfahren nicht verändert, passt also in den vorgegebenen Armausschnitt hinein – gefällt mir richtig gut.
Die Bluse passt jetzt: der Ärmel hat eine schmale, aber dennoch ausreichende Weite für meine etwas kräftigeren Oberarme und die Bluse ist kein Zelt. Sie “passt perfekt”!
Im Buch wird eine ganze Menge an verschiedenen Anpassungen beschrieben – da werde ich sicher noch einiges ausprobieren und freue mich schon darauf, Schnittmuster immer mehr zu “meinen” Schnittmustern zu machen.
Wer also noch einen Weihnachtswunsch äußern darf oder ein Geschenk für eine Freundin sucht, die beim Selbernähen immer an der Passform scheitert, dieses auch optisch ansprechende Buch ist eine wahre Hilfequelle!
Die fertige Bluse zeige ich demnächst – wer von uns kennt nicht das Problem, dass es im Winter an Helligkeit zum Fotografieren fehlt.
Liebe Grüße
Ines
Buch
“Passt perfekt – Schnittmuster an die eigene Körperform anpassen”, erschienen bei EMF, erhältlich über Buchhandlungen oder direkt über crafteln.
Mir wurde ein Exemplar vom Verlag zu Rezensionszwecken kostenfrei zur Verfügung gestellt.
Dass du noch Anpassungshilfe benötigst, ist kaum zu glauben – für mich bist du die perfekte Näherin, die genau weiß, wo wie was anzupassen ist. Aber schön, wenn man für sich selbst dann immer doch noch Hilfestellungen entdeckt, und mit dem Buch scheint es dir so ergangen zu sein. Deine Kleidung sitzt dir auch immer wie angegossen. Aber dass ich da deine Bewunderin bin, weißt du ja längst, liebe Ines 🙂
LG. susanne
So manche Änderung war mir bisher wirklich unbekannt – grad dieses Ärmelweitermachen habe ich so noch nie gemacht. Und das mit dem perfekt sitzen: leider bisher nicht immer, aber ich hoffe, dass mir das immer besser gelingt.
LG INes
Hallo, besonders ein Satz gefällt mir und da bin ich dabei: Ich näh einfach gerne. Aber wie bei dir ist es einfach nicht mehr möglich. Und neben Beruf und Familie hab ich auch gar nicht die Nerven und Zeit, einen Schnitt neu zu konstruieren. Mit dem vorgestellten Buch komme ich vlt auch von der vorsorglich genähten Zeltgröße weg!? Ist immerhin einen Versuch wert, und Bücher zum Stsubfangen hat man , da darf im schlechtesten Fall noch eins dazu. Im besten Falle, komm ich wieder dicht ans “einfach nähen” heran. Danke für die Rezension.
VG Astrid
Liebe Astrid,
gerne mache ich Dir Mut, Dich wieder an Kleidung zu nähen. Die Körperveränderungen machen es uns nicht einfach, aber ich denke und hoffe, es lohnt sich auch für Dich, Dich wieder dranzuwagen. Mich hat es bei Oberteilen oft gestört, dass ich den Schulterpunkt durch die Wahl einer “großen” Größe oft nicht mehr richtig erwischt habe. Da werde ich jetzt auch wieder mehr Wert drauf legen und hoffe, das Buch hilft mir immer wieder weiter. Denn: ich nähe wirklich gerne!
Liebe Grüße
Ines
Das klingt ja sehr interessant. Ich bin ja groß und schlank. Da passt auch etliches nicht. Gibt es dafür denn auch Tipps im Buch?
Gruß Marion
Du siehst, liebe Marion, ich bin “betriebsblind” – da ich nur mich mit meinen “Mehrkilos” betrachtet habe. Jetzt habe ich das Buch noch auf “groß” und “schmal” begutachtet: Längenänderungen im Vorderteil, Rückenteil, Ärmel und bei Röcken und Hosen sind drin, Ebenso die Weitenänderung . Die einzelnen Kapitel fangen immer an mit: “Du bist richtig hier, wenn Du – (bspw-) breite Schultern hast, – schmale Schulter und eine schmalen oberen Rücken hast,… ” Also wenn Du mit Schnittmustern haderst und Du nicht weißt, wie Du sie auf Dich ändern musst, lohnt sich ein Blick in dieses Buch allemal.
LG Ines
Danke für die Info. Dann schaue ich mal!
Gruß Marion
Liebe Ines, das ist prima deine Einschätzung dazu zu lesen, denn ich habe mir das Buch schon online angesehen und dann im Laden und war unsicher, aber es würde genau meine Problematik treffen. Falls mich noch jemand fragt … danke für deinen Bericht! Liebe Grüße Ingrid
Liebe Ingrid,
hoffentlich fragt Dich noch jemand nach eine Weihnachtswunsch! Denn ich denke, dieses Grundlagenbuch kann Dir weiterhelfen. Ich bring das bei unserem nächsten Treffen mit!
Liebe Grüße
Ines
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Liebe Ines, da habe ich diese Deine Rezension tatsächlich komplett übersehen – wie konnte das passieren? Na egal, jedenfalls: VIELEN HERZLICHEN DANK für diese schöne Rezension mit praktischem Beispiel. Das klingt viel versprechend; bislang habe ich immer Maikes Tipps von ihrem Blog gesammelt, aber alles kompakt gesammelt und logisch in einem Buch angeordnet, das macht einfach Sinn. Mir geht es genau gleich, wenn auch mit etwas anderen Proportionen: Ich überlege immer, mich mal in Schnittkonstruktion einzuarbeiten, aber eigentlich nähe ich einfach nur gerne. Für Weihnachten ist es jetzt zu spät, aber das Buch kommt definitiv auf meine Wunschliste. Magst Du es im Januar zum Treffen mitbringen, zum Reinlinsen? lg, Gabi
Liebe Gabi,
das Buch bringe ich mir (zur Not bitte eine Erinnerung – ich kenne mich…). Für mich ist es ein gutes Nachschlagewerk und macht Mut zum Ändern und Anpassen. Von der Schnittkonstruktion für Kleidung habe ich mich verabschiedet, ich weiß, warum ich nicht Richtung Modedesign gegangen bin – ich bin da zu einfallslos und nutze lieber die Schnitte der guten Schnitterstellerinnen, die es nun gibt.
Liebe Grüße
Ines