In unserem Fünf-Männer-Haushalt geht es recht robust zu. Und wie Ihr Euch denken könnt, benötigen wir eine nicht zu kleine Menge Kleidung. Neben “das ist zu klein” (drei der Jungs sind noch im Wachstum) geht auch einiges an Kleidung in Werkstatt und der Arbeit im Freien drauf. Daher nutze ich meine Nähmaschinen und mein Nähzimmer nicht nur, um neue Kleidung zu nähen, ich repariere auch immer wieder kaputtgegangene.
Daher habe ich mich sehr gefreut, dass mir der Haupt-Verlag ein Exemplar von “Verflickt & Zugenäht – Kleidungsstücke ausbessern und verschönern” als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat.
Die Autorin Kerstin Neumüller lebt in Stockholm und betreibt dort hinter ihrer Jeansboutique ein Atelier für Textilreparaturen. Und über diese Textilreparaturen geht es in ihrem aus dem Schwedischen übersetzten Buch.
Das Buch beginnt im Kapitel “Bevor Sie starten” mit dem für Reparaturen benötigten Material und Hilfsmittel, sowie den Basics wie “welcher Faden”, “welche Fadenlänge”, “Sticharten” und “häufige Fehler”. Für mich war das eine gute Zusammenfassung, die man immer wieder lesen kann.
Weiter geht es mit den Kapitel “Wenn es schnell gehen muss”, “Flicken mit der Hand”, Stopfen”, “Flicken mit der Nähmaschine”, “Stricksachen stopfen”, “Leder”, einer “Materialkunde” und einem Exkurs zum “Kunststopfen”.
Mir ging es beim Lesen des Buches so, als ob meine Mutter neben mir sitzt und mir erklärt, wie ich das reparieren kann. Wie oft nahm sie einen Stoff mit in den Kurzwarenladen, um die passende Garnfarbe zu finden. Kerstin Neumüller schreibt: “Im Zweifelsfall nehmen Sie lieber ein Garn, das beispielsweise etwas grauer oder generell etwas dunkler erscheint als das Kleidungsstück selbst; es wird sich dann optisch besser in den Stoff einfügen”
Dieses “an die Hand-Nehmen” der Autorin zieht sich durch das ganze Buch. Sie schlägt mal eher auffällige Flicken, mal eher unauffälliges Reparieren vor und bietet Hilfe, wenn es mal schnell gehen muss.
Sashiko wird von ihr auch verwendet – so werden von ihr kunstvoll kaputte Stellen repariert -eben Sashiko in seiner Reinform.
Ich selbst repariere sowohl mit der Hand als auch mit Nähmaschine und habe mich daher auch über die beiden zugehörigen Kapitel gefreut.
Der Untertitel ist in der deutschen Übersetzung nicht unbedingt gut gewählt – in anderen Sprachen heißt es “Reparieren und Flicken” – denn der Schwerpunkt im Buch liegt beim Flicken und Reparieren, auf das Verschönern der Kleidung wird weniger eingegangen.
Das Buch ist ein Nachschlagewerk für die verschiedensten Flicktechniken. Nichts was man von vorne bis hinten durchliest (was ich allerdings getan habe!), sondern was man bei Bedarf herausholt und sich Rat holt.
Die Aufmachung des Buches sowie das verwendete Papier gefallen mir sehr. Es ist in sich stimmig und unterscheidet sich wohltuend von manchen grellen und hochglänzenden Nähbüchern.
Zum Schluß noch mein Lieblingssatz aus dem Buch von S. 25 – da spürt man die Liebe der Autorin zu Textilien:
“Der Faden darf sich nicht in den Stoff eindrücken – der Stich soll optisch vielmehr wie ein kleines zufriedenes Reiskorn aussehen”
Liebe Grüße
Ines
“Verflickt & Zugenäht – Kleidungsstücke ausbessern und verschönern”
(Link zum Buch beim Haupt Verlag)
von Kerstin Neumüller (Instagram: Kerstin Neumüller)
erschienen im Haupt Verlag, ISBN 978-3-258-60209-7, 2019, 22€ (D)
Mir wurde ein Exemplar für Rezensionszwecke kostenlos zur Verfügung gestellt.
Das klingt gut, und die Beispiele, die Du zeigst, finde ich überzeugend. Vor allem das “kleine, zufriedene Reiskorn”, wie schön formuliert! 🙂 Über Hemdkrägen steht da nicht zufällig was drin? Ich bilde mir ein, vor einiger Zeit ein Buch zum Reparieren gesehen zu haben, wo auch beschrieben gewesen wäre, wie man einen durchgewetzten Hemdkragen ersetzt. Das würde ich nämlich gut brauchen können. Wahrscheinlich könnte ich es mir auch selbst austüfteln, aber manchmal ist es einfach so wohltuend, einer Anleitung folgen zu können! Kennst Du dazu was? Dann fröhliches Stopfen! Und auch sehr passend zum Stoffspielerei März-Thema “Visible mending”. Liebe Grüße, Gabi
Das ist ein feines Buch, wie wenn die Mama neben einem sitzt und sagt, wie man das machen kann. Und die kunstvolleren Flickereien bieten Anregung für das April-Thema (ich musste ja jetzt echt nachschauen).
Über Hemdkrägen steht nichts drin. Meine Mutter hat die immer abgetrennt und gedreht, also den Unterkragen auf die Pberseite gedreht. Dann war etwas vom abgewetzten “verschwunden”.
Liebe Grüße
Ines
Liebe Ines,
ich habe deine Buchrezension gerade mit großem Interesse gelesen – vielen Dank dafür!
Ich gehöre ja bei Flicken und Reparieren eher zur Fraktion “schnell-schnell” (und dabei nicht immer ganz schön…).
GLG
CHristiane
Selbst für die schnelle Fraktion hat sie Vorschläge – wie man ganz schnell ein Malheur behebt: “Wenn es schnell gehen muss”
Ich repariere meist sehr robust – aus Gründen….
Liebe Grüße
Ines
Das ist ja cool, gestern habe ich überlegt ob mir dieses Buch wohl gefallen könnte und jetzt … danke für die tolle Rezension. LG Ingird
Ich finde es ein schönes Nachschlagewerk. Viele der Techniken, die ich gelernt habe, finden sich darin wieder. Und wie gut, dass dies jemand aufgeschrieben hat!
Liebe Grüße
Ines
Liebe Ines, vielen Dank. Dieses Buch habe ich schon länger auf der Liste, war aber noch unschlüssig. Dank deiner guten Beschreibung wrde ich es mir nun kaufen und hoffe, meinen “Zuflickenberg” etwas abbauen zu können. Ganz liebe Grüße
Ute
Oh diese Flickberge! Ich flicke ja manches, v.a. die Lieblingsteile. Aber manches werfe ich auch weg, wenn das Flicken nicht mehr lohnt. Das Buch bietet auf jeden Fall viele Flicktechniken!
Liebe Grüße und nicht am Berg verzagen
Ines
Vielen Dank für die Besprechung. Ich gebe an der VHS Upcycling und Refashionkurse und werde mir das Buch jetzt kaufen, weil ich es wunderbar in den Kursen einsetzen kann.
Liebe Grüße
Susanne
Für solche Kurse kann ich mir das Buch gut vorstellen – gerade die schmuckvollen Flickereien machen ja doch was her.
Liebe Grüße
Ines
Liebe Ines, das klingt nach einem für mich sehr spannenden Buch! Mein Mann gehört zu denen, die ihre Kleidung gerne “auftragen”, und da er alles auch sehr strapaziert , werde ich oft um Reparaturarbeiten gebeten. Bisher habe ich das immer ohne rechte Begeisterung und Können irgendwie hinbekommen…dieses Buch könnte es ändern! Danke für den Tipp!
LG Barbara
So einen Mann habe ich auch – manche Dinge kann er ewig tragen. Und hat es jetzt tatsächlich an einen der Söhne “vererbt”. Der trägt jetzt manche Stücke des Papas auf, die ich verbannt habe.
Meine Mutter hat viel geflickt (und sich erst danach ans Neu-Nähen gemacht ), daher hat sie mir einiges beigebracht und ich fand es sehr schön, diese Techniken alle gesammelt in einem Buch zu haben.
LG Ines
Ich habe es im Wellnesshotel Weinstraße verschlungen und bin sehr froh, dass ich es gelesen habe. Sehr gut!
Oh, das hätte ich Mal gebraucht, als meine Jungs noch kleiner waren und Jim Knopf nachgemacht haben. Ich habe auch von meiner Mutter, die ebenfalls sehr häufig Abend mit Reparaturen da sass, Flickmöglichkeiten gelernt. (Ich bekam irgendwann eine Lederhose als Kind und selbst die müsste mehrfach geflickt werden, so schlimm war ich)
So schön zu flicken, habe ich natürlich nicht gelernt, es ging immer um s Praktische, klar achtete man auf Farben und Garn/Stoff und Feines würde auch fein gestopft. Manchmal müsste man dann trotzdem mit Stickerei “ablenken” oder auf den Flicken mit Stofffarbe malen.
Mal sehen, ob ich in das Buch Mal reinschauen kann bzw werde es auch der Bücherei vorschlagen.
Liebe Grüße
Nina
Mir gefällt am Buch auch, dass “Flicken” wieder einen Wert bekommt und nicht nur wegwerfen und neu kaufen. Ich bin zwar auch kein Fan davon, wenn ich von Familie oder Freuden Sachen zum Reparieren bekomme – aber eigentlich ist es viel besser als wegwerfen – und so flicke ich auch immer wieder.
Liebe Grüße
Ines
Erst jetzt entdecke ich deine schöne Buchrezension. Bewahren ist etwas Schönes und lohnt in meinen Augen aber auch erst richtig bei reinen Stoffen. Mal sehen ob ich das Buch erwische. Vielen Dank fürs Vorstellen.
Bunte Grüße von Karen
Liebe Karen,
ich finde, es ist ein wohltuend anderes Buch – nicht Hochglanz und auf schnellen Beifall aus. Das ist für mich ein Nachschlagewerk, das über Generationen Bestand hat. Zum Anwenden bei den Stoffspielereien hat es trotzdem nicht gereicht….
Liebe Grüße
Ines
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