Stoffspielereien Oktober 2019: Handweben

Am heutigen Stoffspielereien-Sonntag am letzten Sonntag im Monat sammelt Christiane Schnitt für Schnitt alles zum Thema “Handweben” – ein für mich herausforderndes Thema, habe ich doch seit meiner Kindheit nicht mehr gewebt. Aus dieser Zeit kenne ich nur das Weben auf einem kleinen Schulwebrahmen. Meine Kinder mussten dann im Kindergarten im Vorschuljahr auch einen solchen Rahmen weben – das verzückte nicht jeden der Buben….

Nach Christianes Inspirationsblogpost führte mich mein Gang in die Bibliothek, wo ich mehrere Bücher zum Thema “Handweben” auslieh. Unter anderem war da das Buch “Einfach weben” von Anne Miller aus dem Haut -Verlag (leider vergriffen) dabei. Dort wird das Weben auf Karton vorgestellt und in schöne ansprechende Projekte umgesetzt. Ein leichter Schal mit Farbverlauf gefiel mir besonders und so versuchte ich, diesen nachzuarbeiten.

Zuerst nahm ich einen Rest Buchbinderpappe und schnitt oben und unten Schlitze ein und zog die Kette auf. Diese wird bei dieser Art von Weben nur jeweils über die Lasche gezogen, also nicht hintenrumgewickelt. Eine lange Nadel fand sich und ich probierte, ob mir dies gelang.

Das konnte ich mir gut vorstellen, also schnitt ich mir für den Schal, der aus sieben gewebten Quadraten besteht, aus einem Buchbinderkarton mit dem Cutter mehrere Quadrate 20 cm x 20 cm und markierte oben und unten die ungerade Anzahl der Schlitze im Abstand von 0,5 cm.

Da die Pappe beim Einschneiden faserte, klebte ich die Ränder mit WashiTape ab – es brachte aber nicht immer den gewünschten Effekt…

und sägte dann mit der Dekupiersäge (elektrische Laubsäge) die Schlitze ein. Mein Mann hatte diese Idee – so ging das Schlitzen sehr angenehm!

Meine Nadel (vermutlich eine Teppichnadel?) war etwas kürzer als mein Karton breit war. Das war beim Weben etwas ungeschickt und ich war dann sehr glücklich, als ich eine “Dressiernadel” entdeckte, also eine Nadel, mit der ein Braten nach dem Füllen zugenäht wird. Diese ist knapp 20 cm lang und das Weben ging damit sehr viel leichter.

Sowohl die Kette wie der Schuß bestehen aus je zwei Fäden. Damit die sieben Quadrate allmählich die Farbe wechseln, werden bei den mittleren drei Quadraten je Quadrat ein dunkler Faden mehr durch einen hellen ersetzt.

Zuerst wird der Karton bespannt, hier von vorne…

… und hier von hinten.Das Quadrat hier hat als Schuß einen hellen und einen dunklen Faden.

Auf und Ab weben…

Die einzelnen Schußfäden werden nicht straff nach unten gekämmt, sondern bleiben im Abstand, den auch die Kettfäden haben, zueinander.

Ein Quadrat fertig!

Vorsichtig werden dann zuerst an einem Rand…

… und dann am anderen die Kettfäden von den Laschen gelöst. Die Pappquadrate konnte ich meist für zwei Webquadrate verwenden, bevor sie an den Laschen etwas verschlissen waren.

Hier sieht man den changierenden Effekt ganz gut.

Die einzelnen Quadrate werden dann zusammengenäht, dabei werden die Kettschlaufen aufgefangen.

Nach vielem Vernähen hatte ich es dann geschafft!

Ich sollte den Schal noch durchs Wasser ziehen, das hat es aber nicht mehr gereicht. Insgesamt ist der Schal sehr leicht und duftig und passt zu einem (gekauften) Blusenshirt wunderbar!

Was für ein tolles Thema, das Christiane Schnitt für Schnitt ausgesucht hat – so habe ich entdeckt, dass Weben nicht langweilig auf dem Schulwebrahmen passieren muss, sondern dass sich dadurch ein eigener “Stoff” herstellen lässt! Nun bin ich gespannt, was die anderen Stoffspielerinnen gewebt haben. Schaut unbedingt bei Schnitt für Schnitt vorbei!

In vier Wochen sind die Stoffspielereien beim mir zum Thema “Nähen auf Papier” zu Gast – herzliche Einladung zum Mitmachen! In den nächsten Tagen werde ich hoffentlich noch einige Inspirationen dazu vorstellen.

Liebe Grüße

Ines

 

Die Stoffspielereien

Mach mit, trau dich, sei dabei! Die Stoffspielereien sind offen für alle, die mit Stoff und Garn etwas Neues probieren wollen. Es geht ums Experimentieren und nicht ums Perfektsein, denn gerade aus vermeintlich „misslungenen“ Experimenten können wir im Austausch jede Menge lernen. Lass dich gerne vom monatlich vorgegebenen Thema inspirieren und zeig deine Ideen dazu.

Jeden letzten Sonntag im Monat sind die Stoffspielereien zu Gast bei einer anderen Bloggerin. Dabei kommen wir ohne Verlinkungstool aus: Schreib einfach einen Kommentar mit dem Link zu deinem Beitrag im jeweiligen Blogpost der Gastgeberin. Sie fügt die Links im Lauf des Tages in ihren Beitrag ein – ganz persönlich und individuell.

Bist du nächstes Mal auch dabei?

Die nächsten Termine:
24.11.2019: “Nähen auf Papier” bei Nähzimmerplaudereien
Dezember 2019: Weihnachtspause
26.01.2020: “Textiler Schmuck” bei Siebensachen
23.02.2020: „XXL” bei bimbambuki
29.03.2020: “Draht und Stoff“ bei Nahtlust
26.04.2020: “Visible Mending“ bei 123-Nadelei
31.05.2020: „Blumen“ bei Petersilie & Co
28.06.2020: „Monogramme“ bei made with Blümchen
Juli 2020: Sommerpause
August 2020: Sommerpause
27.09.2020: “Texturen aus der Natur“ bei Schnitt für Schnitt [da kann man wunderbar über den Sommer sammeln!]
25.10.2020: „Textile Behältnisse“ bei Feuerwerk by kaze
29.11.2020: (Thema noch offen) bei Nähzimmerplaudereien
Dezember 2020: Weihnachtspause

 

 

 

 

 

 

34 Gedanken zu „Stoffspielereien Oktober 2019: Handweben

  1. Schnitt für Schnitt

    Hallo Ines,
    der Schal hat mir im Buch auch gut gefallen. Dein Exemplar ist richtig toll geworden, schöner Farbverlauf! Hat das mit dem Vernähen gut geklappt? Ich stelle mir diese Nahtstellen etwas empfindlich vor. Danke fürs Mitmachen! Liebe Grüße Christiane

    Antworten
    1. Nähzimmerplaudereien Beitragsautor

      Liebe Christiane,
      vor dem Vernähen hatte ich schon Respekt, aber es ging sehr viel besser als erwartetet. Ich habe nur sehr wenig geknotet und die meisten Fäden in das Gewebe eingezogen. Zu strapazierfähig wird der Schal nicht sein, aber da er insgesamt so duftig ist , kommt man gar nicht in Versuchung, daran zu reißen und zu zerren. Das Nähte zwischen den Quadraten empfinde ich sogar sehr stabil.
      Liebe Grüße
      Ines

      Antworten
    1. Nähzimmerplaudereien Beitragsautor

      Ich hatte ja auch eine gute Wollberaterin! Da ich dieses Mal ja wirklich früh dran war und ein Quadrate ca. 1 h dauerte, war ich schon vor einer Woche fertig!
      Liebe Grüße nach Ägypten
      Ines

      Antworten
  2. Monika

    Liebe Ines,
    das ist ja eine geniale Arbeit. Eine faszinierende Idee, so kleine Quadrate zu weben und zusammenzufügen. Auch die Farben sind super. Ein ganz edles Einzelstück.
    Liebe Grüße
    Monika

    Antworten
    1. Nähzimmerplaudereien Beitragsautor

      Liebe Monika,
      im Buch sah der Schal einfach so klasse aus, das ich ihn nacharbeiten musste. Er ist zwar ein wenig kurz, aber vielleicht überkommt es mich und ich verlängre ihn auch jeder Seit nochmals mit zwei Quadraten.
      Liebe Grüße
      Ines

      Antworten
  3. Nanusch

    Liebe Ines,
    ich habe gerade mit großem Interesse die Entstehungsgeschichte deines Schals gelesen. Der ist superschön geworden. Was für eine Arbeit und so filigran Wahnsinn!
    LG
    CHristiane

    Antworten
    1. Nähzimmerplaudereien Beitragsautor

      Liebe Christiane,
      anfangs dachte ich, ich kann das gar nicht anfassen, das löst sich in meinen Händen auf. Aber das Gewebe ist doch erstaunlich stabil und behält die Form.
      Liebe Grüße
      Ines

      Antworten
    1. Nähzimmerplaudereien Beitragsautor

      Ich bin gespannt, ob ich ihn auch trage – momentan ist es noch zu warm. Aber gerade als dekoratives Element zur roten Shirtbluse müsste er gehen. Aber ich werde wohl keinen weiteren Schal weben, dafür stricke ich zu gerne.
      Liebe Grüße
      Ines

      Antworten
    1. Nähzimmerplaudereien Beitragsautor

      Ja, ein solches Garn wurde auch vorgeschlagen. Das Original-Rowan-Garn war mir dann für einen Versuch etwas zu teuer und ich habe eine etwas billigere Alternative gewählt. Das tolle ist die Verwendung jeweils zweier Fäden, um so den Farbverlauf – durch den Austausch je einer Farbe in eine hellere – zu erzeugen.
      Liebe Grüße
      Ines

      Antworten
  4. Mirella

    Liebe Ines, das Weben auf Karton kenne ich noch aus meiner Kindheit. An unserer Schule gab es keine Holzwebrahmen, so haben ich nach der gleichen Methode das Weben auf Karton gelernt. Deine Webstücke sind sehr perfekt geworden und das ist mit Karton gar nicht so einfach. Ein wunderschönes Unikat hast du Dir da gewebt.
    LG Mirella

    Antworten
    1. Nähzimmerplaudereien Beitragsautor

      Ich kannte vor diesem Buch das Weben auf Karton gar nicht – toll, dass Eure Schule Euch das gelehrt habt. Kleine Projekte ohne komplizierte Bindung gehen ja sehr gut damit. Liebe Grüße
      Ines

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  5. Stoffnotizen

    Eine geniale Herangehensweise und ein tolles Ergebnis! Super, dass sich auch mit “einfachen” Mitteln praktische Werkzeuge herstellen / finden lassen, wenn man/frau nur kreativ herangeht. Ein sehr schöner Schal ist es geworden. Liebe Grüße!

    Antworten
    1. Nähzimmerplaudereien Beitragsautor

      Ich war auch erstaunt, dass es auch ohne großen Webrahmen und sonstiges Zubehör ging, einen Schal zu weben. Ich kannte diese “Technik” nicht und war daher an dien verschiedenen Büchern sehr froh.
      Liebe Grüße
      Ines

      Antworten
    1. Nähzimmerplaudereien Beitragsautor

      Oh ja, das hoffe ich auch, dass es sich nicht gleich auflöst. Insgesamt ist der Schal aber stabiler als ich dachte! Die Idee mit der Dekupiersäge fand ich auch genial!
      Liebe Grüße
      Ines

      Antworten
  6. Mond

    Auf Instagram habe ich ihn ja schon bewundert… so luftig und fein, der gewebte Schal… Ich wäre nie auf den Gedanken gekommen, solche Quadrate zu weben! Schön ausgedacht und gemacht!

    Antworten
    1. Nähzimmerplaudereien Beitragsautor

      Da war mir zum Glück das Buch eine gute Inspiration – dort war er in grün-blau. Und durch das Zusammennähen kann trotz der kleinen Webfläche etwas größeres entstehen.
      LG Ines

      Antworten
  7. Hummelbrummel

    Vielen Dank für die schöne Beschreibung. Der Schal ist toll geworden!
    Ähnliche Quadrate habe ich in letzter Zeit ab und zu im Zusammenhang mit diesen Zoom-Looms gesehen, Plastikteile, die einiges kosten. Dabei geht’s auch ganz einfach auf einem Stück Pappe, das man sich auch noch jeweils so anpassen kann, wie man mag.
    Gefällt mir sehr.
    Viele Grüße
    Hummelbrummel

    Antworten
    1. Nähzimmerplaudereien Beitragsautor

      An diese Zoom-Looms habe ich schon gar nicht mehr gedacht – Pappe geht wirklich gut, zwar nicht für viele Quadrate, aber es geht wirklich gut.
      LG Ines

      Antworten
  8. Tyche

    Liebe Ines,
    das ist ein feiner, zarter Schal geworden, und die Farbverläufe sind sehr gelungen! Mir war diese Technik, auf Pappe zu weben – es ist ja mehr stopfen – bisher unbekannt. Sieht mühsam aus, und ich finde es köstlich, wie Utensilien aus dem Küchenbereich neu eingesetzt werden!
    Liebe Grüße
    Tyche

    Antworten
    1. Nähzimmerplaudereien Beitragsautor

      Liebe Tyche,
      ich habe dieses Weben auf Pappe auch erst durch da Buch entdeckt, aber das ist echt gut zu machen. Und die Dressiernadel hat es dann viel einfacher gemacht!
      LG Ines

      Antworten
  9. made with Blümchen

    Den Farbverlauf bei deiner Schal-Weberei finde ich genial! Das Weben auf Karton war mir auch bisher unbekannt, ich habe nur mal vor einiger Zeit eine Rezension geschrieben über einen „pin loom“, bei dem man auf einem Rahmen webt, wo Nägel eingeschlagen sind. Davon werde ich kein Fan, da stricke ich auch lieber. Dein Schal, ein duftiger Traum, schönes Ergebnis! lg Gabi

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    1. Nähzimmerplaudereien Beitragsautor

      Das mit dem Farbverlauf finde ich auch genial – ich bin da ja sonst immer eher vorsichtig. Aber zum Weber werde ich wohl nicht werden, dafür stricke ich zu gern.
      Liebe Grüße
      Ines

      Antworten
  10. KAZE

    So einzeln früher schon auch mal probiert, (Teppich für die Puppenstube) aber dass es so fein werden kann mit ganz vielen Teilen, ist eine sehr schöne Idee. Das Foto im Garten ist zauberhaft geworden! Man spürt die Leichtigkeit sofort.
    Wunderbare Umsetzung!
    Viele Grüße, Karen

    Antworten
    1. Nähzimmerplaudereien Beitragsautor

      Meine Jungs haben diese Puppenteppiche im Kindergarten gewoben, auf ca. DINA 5- Schulwebrahmen. Mit der Pappe gefällt mir das gut. Auch nachher steht weniger rum….
      Und das duftige, leichte des Schals mag ich auch sehr!
      Liebe Grüße
      Ines

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  11. Griselda

    Weben auf Karton, was es nicht alles gibt- davon hab ich nämlich noch nie gehört! Da spart man sich durch die gleichmäßigen exakten Ränder tatsächlich das verknoten der Kettfäden und man bekommt gerade so in der Reihe nochmal einen anders strukturierten Rhythmus rein.
    Toll dokumentiert!
    Vielen Dank!!

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    1. Nähzimmerplaudereien Beitragsautor

      Ich wollte mir keinen Rahmen kaufen und der alte war unauffindbar. Und als ich das Pappeweben dann im Buch entdeckte – das musste ich ausprobieren. Irgendwelche Webmuster kann man da sicher auch gut ausprobieren. Und es braucht wirklich nur minimale Vorbereitung bis man anfangen kann.
      LG Ines

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    1. Nähzimmerplaudereien Beitragsautor

      Liebe Ute,
      das Buch hat mich da gut an die Hand genommen – denn mit Weben habe ich mich bisher kaum beschäftigt. Die Farbverlaufsidee und die Pappe als Webrahmen fand ich sehr schön.
      Liebe Grüße
      Ines

      Antworten

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