“Stoffschichten” – unsere Gastgeberin “Stoffnotizen” hat dieses wunderschönes Thema zu den Stoffspielereien in diesem Monat gewählt. Zuerst dachte ich an eine Reverse-Applikation, v.a. nachdem ich diesen genialen (und mittlerweile auch mit einem 2. Preis bei der diesjährigen QuiltCon ausgezeichneten) Quilt von Tighe Flanagan gesehen habe. In einem ersten Versuch versuchte ich, diese Reverseapplikation nachzuempfinden, fand aber keine rechte Freude daran. Dann entdeckte ich über Instagram einen US-Shop, der Kissen mittels einer Stickdatei mit punktuellem Chenille verziert. Kaufen konnte ich die Datei nicht, aber ich nutzte diese Inspiration für die heutige Stoffspielerei.
Zu Anfang konstruierte und zeichnete ich ein strahlenförmiges Muster auf ein Stück Schnittmuster-Papier – angelehnt an den oben erwähnten Quilt – und schnitt mit dem Cutter die Flächen aus.
Diese Musterzeichnung legte ich dann auf ein Stück helles Essex Linen und zeichnete das Muster mit einem wasserlöslichen Stift auf den Stoff. Den Essex habe ich mit einem aufbügelbaren Gewebevlies etwas verstärkt, um eine Faltenbildung zu vermeiden.
Mit einer Pappschablone zeichnete ich die “Blätter” auf Unis in abgestimmten Rottönen – wichtig ist hier der schräge Fadenlauf, denn wenn Chenille entlang des Fadenlaufs aufgeschnitten wird, rollt es sich nicht ein – dies habe ich schon vor 6 Jahren bei meiner ersten Teilnahme an den Stoffspielereien zum Thema “Chenille” ausprobiert.
In einer ersten Runde wird je ein Blatt auf die vorgezeichnete Fläche appliziert. Ich habe die einzelnen Blätter mit einem normalen Klebestift vorab aufgeklebt.
Und danach mit einem Zickzack-Stich appliziert.
Ich habe jeweils farblich passendes Garn gewählt und einen ca. 2,5 mm breiten Zickzack-Stich ausgewählt.
In einem nächsten Schritt kamen jeweils drei Blätter obenauf, die ich zuerst in der Mittellinie mit einem Klarsichtfuß aufgenäht habe und danach in dazu parallelen Linien. Der Abstand der Stepplinien beträgt 1/4″ – das war dann ideal mit dem Patchworkfuß zu nähen.
Das waren sehr viele kurze Nähte mir viel Vernähen und Fäden abschneiden. Aber ich war dennoch erstaunt, dass ich in einer Stunde relativ weit gekommen bin.
Anschließend kam das Aufschneiden. Ich habe mir eine Chenille-Rollschneider gekauft, der vorne eine Führung hat, die in den Stofftunnel eingeführt wird und der dann der Tunnel aufschneidet.
So werden alle Tunnel aufgeschnitten, aufpassen muss man, dass man auch wirklich alle drei Stofflagen erwischt.
Und dann kommt der nächste Schritt: mit einem Wassersprüher werden die Blätter eingesprüht und mit einer Bürste “aufgerubbelt”, so dass der Chenille-Effekt entsteht.
Mit diesem kleinen Spülbürstenkopf ging es ganz gut – ich erschrecke aber immer, wieviel Stoff man dann doch “herausrubbelt”, was aber gar nichts macht: der Chenilleeffekt kommt trotzdem gut heraus, am schönsten bei den großen Blättern – da hier mehr Stoff zum Einrollen da ist.
Blatt für Blatt wird so gerubbelt. Mir gefällt bei dieser Variante der gleichfarbige Untergrund, so dass jedes punktuelle Chenille wie ein aufgesetztes Pelzchen wirkt.
Ich habe mir zwei solcher Paneele genäht, die zu einer Tasche werden sollen. Ich hoffe, ich komme in den nächsten Wochen dazu, denn mir gefällt der erzeugte Effekt durch die “Stoffschichten” sehr – da könnte man einiges damit noch ausprobieren.
Vielen Dank liebe Stoffnotizen für das schöne Thema! Und bei ihr auf dem Blog sammelt sie heute alle Beiträge zum Thema – Vorbeischauen lohnt sich!
Liebe Grüße
Ines
Die Stoffspielereien
Mach mit, trau dich, sei dabei! Die Stoffspielereien sind offen für alle, die mit Stoff und Garn etwas Neues probieren wollen. Es geht ums Experimentieren und nicht ums Perfektsein, denn gerade aus vermeintlich „misslungenen“ Experimenten können wir im Austausch jede Menge lernen. Lass dich gerne vom monatlich vorgegebenen Thema inspirieren und zeig deine Ideen dazu.
Jeden letzten Sonntag im Monat sind die Stoffspielereien zu Gast bei einer anderen Bloggerin. Dabei kommen wir ohne Verlinkungstool aus: Schreib einfach einen Kommentar mit dem Link zu deinem Beitrag im jeweiligen Blogpost der Gastgeberin. Sie fügt die Links im Lauf des Tages in ihren Beitrag ein – ganz persönlich und individuell.
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Die nächsten Termine:
28.03.2021: „Pop Art“ bei bimbambuki
25.04.2021: „Fransen“ bei made with Blümchen
30.05.2021: „Exotisch“ bei Petersilie & Co
27.06.2021: „Nähfüße“ bei Nähzimmerplaudereien
Sommerpause
26.09.2021: „Risse und Schlitze“ bei nahtlust
31.10.2021: „Punkte und Kreise“ bei Schnitt für Schnitt
28.11.2021: „Glitzer tröstet“ bei Tyche
Pingback: Stoffspielerei: Stoffschichten – Stoffnotizen
Wow, das ist so wunderschön ausgedacht, konstruiert und gemacht! Ich habe ganz fasziniert gelesen, was Du geschrieben hast. So viel präzise Platzierung der Blätter und das Aufschneiden der kleinen Flächen! Danke, dass Du diese tolle Idee entwickelt und gezeigt hast. Liebe Grüße!
Da kamen so viele Inspirationen zusammen – ich bin froh, dass da ein rundes Ganzes draus geworden ist. Die Blätter waren schnon etwas fitzelig, gingen aber trotzdem recht gut zum Auschneiden. .
Liebe Grüße
Ines
Das ist ja schön geworden. Auf die Tasche bin ich gespannt. Libe Grüsse Jeanettte
Danke – ich hoffe, ich komme demnächst dazu. Rumliegen lassen ist immer nicht so gut.
Liebe Grüße
Ines
Liebe Ines.
Das ist ja ein toller Effekt. Da würde ich gerne mit der Hand drüber streichen. Bin schon auf die Tasche gespannt.
Liebe Grüße Ute
Danke – ja, das ist recht kuschelig Hoffentlich komme ich demnächst zur Tasche.
Liebe Grüße
Ines
Das ist ja schon eine Fleißarbeit….. Chenilletechnik die steht auch noch auf meiner ToDo Liste… irgendwann.
LG
Christine
Das Applizieren und das Aufnähen der weiteren Blätter hat schon seine Zeit gebraucht – am längsten dauerte das maschinelle Vernähen und Abschneiden der Fäden….
Liebe Grüße
Ines
Soviel Aufwand und Mühe, aber der Effekt ist beeindruckend ! Die Farbabstufung gefällt mir besonders gut, als Tasche wird das sehr dekorativ aussehen.
Ausserdem habe ich wieder etwas dazugelernt – von einem Chenillerollschneider wußte ich bislang noch nichts.
Danke für die ausführliche Beschreibung und Dokumentation Deiner Arbeit,
Liebe Grüße
Tyche
Ich stelle es mir recht schön und plakativ auf einer Tasche vor. Und die Rot-Abstufung der Stoffe musste sein – zusammen mit Grau mag ich das einfach.
Der Chenilleschneider hat auch einen Aufsatz für leichte Kurven, da ist der Steg halt kürzer. Aber ich denke, wenn man ihn hat, probiert man es doch öfters aus.
Liebe Grüße
Ines
Ein tolles Projekt! Es ist interessant zu sehen, wie sich die Optik der Blätter verändert. Die entstandene Dreidimensionalität gefällt mir sehr. Und auf die geplante Tasche bin ich schon sehr gespannt.
LG
Siebensachen
Aus den platten Blättern werden so ca. 0,5 cm , richtig deutlich erhaben und es lädt zum Drüberstreichen ein. Ja, die Tasche muss ich demnächst angehen – Rumliegen lassen will ich die beiden Paneele nicht.
Liebe Grüße
Ines
Liebe Ines,
das sieht fast wie Ausbrennersamt aus. Eine interessante Technik und bestimmt angenehm “im Griff”, es lädt gerade zum Drüberstreichen ein.
Liebe Grüße
Annelies
Stimmt, das sieht echt aus wie Ausbrenner – ich finde die Technik auch sehr interessant und die kleinen Chenilleflächen lassen sich vielleicht auch an anderen Projekten gut einsetzen.
Liebe Grüße
Ines
Das ist eine tolle Idee, genau mein Ding. Ich glaube das muss ich bei Gelegenheit für ein weiteres Sofakissen umsetzen.
LG Mirella
Der Chenilleschneider wäre vielleicht auch was für Dein Sofakissen im Rund gewesen. Ich überlege auch schon, wo man diese Technik sonst noch einsetzen könnte.
Liebe Grüße
Ines
Wow, du warst ja wieder fleißig! Es schaut wunderschön aus! Mich errinnert es auch mehr an Ausbrennen.
Es schaut soo kuschelig weich aus. Bin gespannt, wie die fertige Tasche aussehen wird.
Liebe Grüße aus dem Süden,
Maria
Liebe Maria,
die Assoziation zum Ausbrennersamt hatte ich gar nicht, aber das passt schon. Nun hoffe ich auf Zeit für die Tasche, neben zig anderen Projekten…
Liebe Grüße aus dem Süden noch weiter in den Süden!
Ines
In flames.
Der Effekt ist echt verblüffend du wirst dann nach der ein- oder anderen Wäsche noch mehr Fausch bekommen 🙂
Ich habe meine punktuelle Jeanschenille sogar mal mit der Drahtbürtste bearbeitet, aber das wäre bei deinem feinerenm material wohl zu viuel.
Waschen werde ich es normalerweise nicht (die Tasche bekommt vermutlich Lederhenkel) . Mein Versuch mit einem Blatt in der Waschmaschine war eher weniger als mit der Bürste. Ich hätte es vielleicht noch in den Trockner tun können. Drahtbürste ist sicher gut, bei Jeans würde meine Spülbürtse nicht funktionieren.
Liebe Grüße
Ines
Eine akkurat exakte Ausgangsplanung, ein schönes Projekt.
Sicher könnte man auch Stoffreste in Frühlings- oder Herbstfarben nutzen, sehr inspirierend.
LG Ute
Oh ja, der Farben- und Formenvielfalt steht da nichts im Wege – rot und grau sind halt meine Farben…
Und die Konstruktion des halben Blütenmusters fand ich sehr entspannend.
Liebe Grüße
Ines
WOW, genial!!!! Die Chenille Technik hab ich noch nie gesehen, beeindruckender Effekt. Danke fürs Ausprobieren und Zeigen!
Und geht ganz gut und relativ einfach nachzumachen – nur zu!
Liebe Grüße
Ines
Was für ein Aufwand – und was für ein wunderschönes Ergebnis. Die samtartige Textur und die Dreidimensionalität in Kombination mit den subtilen Farbübergängen machen daraus einen echten Hingucker. Ich kann nur schwer den Blick davon lösen!
Danke!!Ich war auch überrascht, wie gut es herausgekommen ist – und es verdient sicher eine Wiederholung!
Liebe Grüße
Ines
So punktuell hatte ich die Chenilletechnik nich nicht geshen, es lohnt wie man bei dir sieht. Bekommt viel Körper ohne starkes Gewicht. Eine Klasse idee für eine Tasche.
Viele Grüße, karen
Ja, das ist das angenehme: kaum mehr Gewicht und trotzdem Volumen. Ich muss das nochmals ausprobieren – zum Glück kann man ja auch kleine Täschchen damit verzieren.
Liebe Grüße
Ines
Wow, was für eine tolle Stoffspielerei! Ich bin sehr begeistert, wie du das alles so passend entwickelt und umgesetzt hast. Das muss eine Heidenarbeit gewesen sein. Und stimmt, ich kannte Chenille bislang auch nur auf größeren Flächen.
Und ich bin immer wieder fasziniert, was du so in der großen Internetwelt alles findest. Ich habe mir letzte Woche die Gewinner der QuiltCon angeschaut und bin eher achtlos über den Quilt von Tighe Flanagan hinweggescrollt. Ich kann mir vorstellen, dass das Werk in echt deutlich beeindruckender ist. Wie bei so vielen Quilts, der Faszination auf Bildern nur ansatzweise zu sehen ist.
Bin auf die Tasche gespannt!
Liebe Grüße Christiane
Ich habe den Quilt eigentlich auf IG entdeckt – und bin immer wieder dorthin zurückgekommen. Er hat auch seinen Herstellungsprozess einigerma0en dokumentiert. Bei mir wurde die Reverse-Applikation aber nicht so, wie ich es wollte, So bin ich halt in die andere Dimension gegangen.
Und den Preis hat er meiner Meinung nach zu Recht verdient – auf den Bildern geht irgendwie die Farbabstufung verloren. Ich stelle ihn mir “in echt” sehr schön vor.
Liebe Grüße
Ines
Liebe Ines, ich bin restlos begeistert von dem tollen Effekt, den dieses punktuelle Chenille gibt! Dazu die warmen Rot- und Orangetöne, einfach großartig! Also wow, wenn das Appliqué so dreidimensional wird. Liebe Grüße, Gabi (die erst heute zum Lesen und Kommentieren kommt…)
Ja, und nun liegen die Teile schon wieder drei Wochen – ich will daraus unbedingt die Tasche nähen….
Liebe Grüße
Ines
Liebe Ines,
Das Chenille-Technik ist sehr geschickt und macht einen Wiederkehr. Es sieht sehr raffiniert aus.
LG, Karen
Da, ich wusste nicht, dass sich Chenille so gut macht. Das ganze Nähe hat viel Spaß gemacht und das Ergebnis gefällt mir so richtig. Jetzt sollte die Tasche mal fertig werden….
Liebe Grüße
Ines
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