Das Sakko “Wilson” – leider nicht so, wie gedacht (Werbung)

Normalerweise hätten wir in zwei Wochen die Konfirmation unseres jüngsten Sohnes gefeiert – diese wurde schon vor einigen Wochen um drei Monate weiter in den Sommer geschoben, so dass vielleicht eine Feier mit mehr als Eltern und Geschwistern möglich ist – wir werden sehen. Als noch der erste Termin feststand, fasste ich den Beschluss, ihm einen Teil seiner Kleidung selbst zu nähen. Dies hatte ich ja auch schon für einen seiner großen Bruder getan: Hemd, Weste und Krawatte. Die Schnittmuster waren damals aus der “La Maison Victor”, daher freute ich mich, als in der Ausgabe 2/2021 ein sportliches Sakko enthalten war: Das Sakko “Wilson”

Das modern angehauchte Sakko ist gefüttert, ohne Revers und ohne Schlitz am Rücken und Ärmel, ansonsten aber wie ein richtiges Sakko gearbeitet – und ich habe viel gelernt!

Allein schon das Zusammentragen aller Materialien war eine Aufgabe für sich. Den Oberstoff bekam ich direkt von “La Maison Victor”, daneben brauchte ich noch einen Futterstoff (ich wählte einen Venezia-Futterstoff in dunkelgrau) und ganz viele weitere Zutaten, die ich alle bei einem Shop für Schneidereibedarf gefunden habe:

  • Schulterpolster
  • Ärmelfische
  • Nahtband
  • Formband
  • Bügelvlies (H410)
  • Haareinlage

Ich bügelte und verstärkte einen ganzen Tag lang… – hier nur ein Bild eines Vorderteils, das mit Bügeleinlage, teilweise mit Haareinlage und an der Vorderkante und Schulter mit Nahtband und am Armausschnitt mit Formband verstärkt wird.

Die Ärmel sind zweigeteilt – das gibt eine tolle Form. Aber sie sind auch der Knackpunkt des Schnittmusters. Ich hatte zuvor ein Probemodell aus Nessel genäht und festgestellt, das die Ärmel sehr eng sind und habe dann beim Zuschnitt minimal erweitert. Nicht genug, wie sich später herausstellte…

Die Ärmel werden eingesetzt, dann kommen die Ärmelfische…

… und die Schulterpolster an die Schulterpartie.

An der Futterjacke sind die Belege angenäht und das AußenJacket wird damit verstürzt.

Diese “klassische” an einem Jacket gefällt mir gut, auch der Einschlag an den Ärmeln.

Schlußendlich stellte sich dann aber heraus, dass dem 14jährigen, zugegebenermaßen etwas kräftigen Bub, das Jacket an den Armen viel zu eng ist. Ich hoffte dann, es passt einem anderen der im Haushalt ansässigen Männer: die trainierten Oberarme stehen bei zweien dagegen und der nächste ist zu lang. Dem dritten Sohn passt es an den Armel, der ist aber insgesamt zu schmal, da schlottert das ganze Sakko. Vielleicht passt es ihm, wenn er noch 10 Kilos zunimmt. Daher gibt es das Sakko nur an der Büste…

Ich habe viel gelernt: dass die Maßschneiderei ein Lehrberuf ist und ich zwar technisch gut nähen kann, bei komplexen Schnittanpassungen aber an meine Grenzen kommen. Ich hätte beim Außen- und Futterschnitt je beide Ärmelteile und je drei Rumpfteile entsprechend weiter machen müssen – das übersteigt meine Fähigkeiten.

Was er nun an der Konfirmation trägt, weiß ich noch nicht – vermutlich braucht er für den Juli-Termin eh nur ein Hemd – und eine ordentliche Hose (ich bin die Jogginghosen, die hier seit MONATEN getragen werden, so leid!)

Liebe Grüße

Ines

 

Material
Anzugsstoff (wurde mir von  LMV zur Verfügung gestellt)
alle weiteren Materialien über Obermüller
Für diesen Shop mache ich gerne nicht beauftragte Werbung:
ich finde ihn sehr gut, preislich sehr gut und v.a. habe ich dort viele Dinge gefunden, die es im normalen Laden so nicht mehr gibt: Heftfaden, eine ordentliche Schneiderschere, Reißverschluss-Tüten, etc.

Schnitt
Jacket “Wilson“, #wilsonlmv aus der LMV 2/2021
wurde mir von LMV zur Verfügung gestellt

Einen ausführlichen Nähbericht von mir habe ich auf dem BERNINA Blog veröffentlicht.

 

8 Gedanken zu „Das Sakko “Wilson” – leider nicht so, wie gedacht (Werbung)

  1. eSTe

    Oh wie jammerschade, liebe Ines. So ein schmuckes Sakko in einer Machart wie es super zu jungen Männern passt. So lässig und doch edel (toller Stoff) könnte es zu allen möglichen Gelegenheiten getragen werden. Ich bin hin und weg wie sauber und genau du da gearbeitet hast.
    Lg eSTe

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  2. Gabi - langer-faden

    Was für ein Pech, soviel Arbeit und niemand passt es! Du hast recht, es braucht eine ausgebildete Schneidermeisterin für die notwendigen Anpassungen. Ich habe dafür mal extra einen Nähkurs gemacht, nicht um es selber zu lernen, aber um ein perfekt sitzendes Jackett zu haben. Leider finden z.Zt. Nähkurse nicht statt. LG Gabi

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  3. Schnitt für Schnitt

    Wie schade und wie ärgerlich, liebe Ines. Die ganze Arbeit mit dem Zuschnitt, der Einlage und dem Nähen, und dann ist es umsonst. Vielleicht packt dich der Ehrgeiz ja nochmal. Wenn das Sakko an den Schultern passt, lohnt sich der Aufwand womöglich, die Ärmel nochmal aufzutrennen oder neu zu machen.
    Liebe Grüße Christiane

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  4. made with Blümchen

    Jammerschade, dass das schöne Jackett am Ende keinem der Söhne passt! Haareinlage und die anderen Dingens, die man da so braucht: Damit kenne ich mich ja noch GAR nicht aus! Wozu sind die Ärmelfische eigentlich gut? Dass der Arm leichter in den Ärmel rutscht? Ich habe auch großen Respekt und Hochachtung vor Schneider*innen. Nicht umsonst ist das ein Lehrberuf, denke ich mir oft. Wirst Du mit der Erfahrung aus dem ersten Sakko noch ein zweites für den Sohn nähen, ein bis zwei Größen größer? Liebe Grüße, Gabi

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  5. Nähkäschtle

    Sehr schade, dass das Sakko nicht passt – so viel Arbeit steckt darin und es sieht echt cool aus. Hoffentlich findet es irgenwann einen Träger, dem es passt. Sehr gut könnte ich es mir an einem sportlichen jungen Mann vorstellen. Zu enge Ärmel sind leider für Jungs mit kräftigen Oberarmen immer ein Problem … mein Mann kann ein Lied davon singen. An der Büste sieht es einfach klasse aus – ein prima Mischung aus edel und lässig. Liebe Grüße Ingrid

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  6. Karen

    Es ist schade dass du so viel Zeit investiert hast und zum Schluss hat es immer noch nicht richtig gepasst. Du bist ja eine sehr gute Schneiderin. Nächstes mal wird es besser.

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    1. naehzimmerplaudereien Beitragsautor

      Hach, dieses Sakko – ich bin einfach nicht glücklich darüber. Mal sehen, ob ich mich nochmals dran setze…
      Liebe Grüße
      Ines

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