Stoffspielereien-Sonntag: heute ist großes Treffen bei Karen auf dem Blog “Feuerwerk bei KaZe” zum Thema “Typographie”. Typographie steht für gedruckte Buchstaben bzw. für die Gestaltung von Druckwerken. Ich habe mich darin versucht, Buchstaben auf Stoff zu bringen mit Druck und einem in die Nähmaschine integrierten Alphabet.
Gestartet bin ich mit einem Stapel Buchstaben-Metallschablonen. Unsere Jungs sammeln Alteisen auf einem Anhänger – und mein Mann schaut das manchmal durch und fand vor einigen Wochen einzelne Buchstabenschablonen aus Weißblech. Er gab sie mir – er weiß ja, dass ich gerne solche Sachen sammle und damit textil experimentiere. Da einige Buchstaben fehlten, wühlte er sich nochmals durch und fand tatsächlich das komplette Alphabet in Kleinbuchstaben samt der zugehörigen Spange, die den Stapel zusammenhält.
Nach einer ausführlichen Schrubbaktion lagen sie dann vor mir:
Unten dran ist eine Kante mittels derer sich die einzelne Schablone gut anheben lässt und im unteren Drittel ist genau auf Höhe des unteren Ende des Buchstabens eine Einkerbung, damit Worte ohne Höhenunterschied gelegt werden können.
Was ich zu den Stoffspielereien damit “schreiben” wollte, kostete mich einige Überlegung. Da kam der Angriff Russlands auf die Ukraine am vergangenen Donnerstag und der nun folgende Krieg. Ich entschied mich nun für einen Friedensvers, denn nur wenn jeder einzelne von uns den Frieden sucht, wird er gelingen – nicht wenn Despoten ihre Lust an der Macht ausleben:
“Lass ab vom Bösen und tue Gutes,
suche Frieden und jage ihm nach” Psalm 94,15
Zuerst gab es ein Probestück – im Fundus fand sich noch weiße (etwas pastöse) Dekaprint Stofffarbe und einen Schaumstoffroller. Damit druckte ich das erste Wort auf ein Stück Stoff.:
Irgendwie wollte ich die einzelnen Buchstaben “verstärken”, also probierte ich verschiedene umnähte Umrandungen.
Mit dem offenen Applikationsfuss steppte ich mit einem Farbverlaufsgarn knappkantig um die ersten beiden Buchstaben – das war ok, begeisterte mich aber nicht wirklich.
Der dritte Buchstabe bekam einen Pariser Stich – einen mit der Nähmaschine imitierten Applikationsstich. Das war in den Ecken etwas schwierig und langsam zu nähen.
Den vierten Buchstaben umrandet ich freihand mit Quiltfuss und versenktem Transporteur, mittlerweile hatte ich das Garn in ein robustes Jeansgarn getauscht.
Für den ganzen Vers konnte ich mir dieses Drucken und anschließende Betonen durch eine Umrandung nicht so recht vorstellen. Vor allem: was daraus machen? Das würde ein recht großes Stück und da fehlte mir die entscheidende Idee dafür.
Daher probierte ich die bisher ungenutzten genähten Alphabete meiner Nähmaschine aus und entdeckte eine passende Schrift:
Ich beschloss, Schablonendruck und Nähalphabet zu kombinieren. Da mir die Worte “Frieden” und “Gutes” im Psalmvers die Entscheidenden sind, sollten diese gedruckt und der Rest des Verses genäht werden.
Ich zog zwei Linien und nähte den ersten Teil des Verses mit einem orangenen Garn, welches zum Absteppen von Jeans dient – ein gewisser Kontrast zum Untergrund-Grau war wichtig.
Anschließend legte ich die Schablonen zum Test auf, damit sich die beiden zu druckenden Worte nicht ins Gehege kommen. Unterlegt habe ich den Stoff mit kaschiertem Schaumstoff zum Aufbügeln.
Nun ging es ans Drucken:
Dann gab es wieder Text mit der Nähmaschine, dann den Druck “Frieden” und dann der Rest des Verses. In die Lücke zwischen dem ersten Textteil und “gutes” kam noch das Wort “Psalm 94” – das füllte die entstandene Lücke und komplettiert den Text.
Leider lassen sich die genähten Worte schlecht lesen. In “echt” geht es etwas besser, teilweise verschluckt aber auch der Schaumstoff die Worte. Auf dem nur mit einfachem Quiltvlies unterlegten Probestück war es besser zu lesen. Aber insgesamt sah es so aus, wie ich es mir vorgestellt habe – ein gewisser Überraschungseffekt war aber auch dabei, da ich es nicht zentimetergenau geplant und aufgezeichnet hatte. Ich beschloss, die gedruckten Buchstaben nicht mehr weiter zu umrunden – das wäre wahrscheinlich zu unruhig geworden.
Aus meinem Vers auf Stoff habe ich ein kleines rundes Körbchen genäht – da experimentiere ich gerade mit Schnitt und Nähtechnik.
Und so gesellt sich mein kleines “Gutes”- und “Frieden”-Körbchen zu den Typographie-Projekten der anderen Stoffspielerinnen – in der Hoffnung, dass auf unserer Welt mehr Gutes geschieht und Frieden wieder einkehrt.
Schaut bei Karen auf dem Blog nach – es gibt sicher viele interessante Ideen. Vielen Dank Karen für die Idee und Dein Gastgeberinnensein heute!
Liebe Grüße
Ines
Die Stoffspielereien
Mach mit, trau dich, sei dabei! Die Stoffspielereien sind offen für alle, die mit Stoff und Garn etwas Neues probieren wollen. Es geht ums Experimentieren und nicht ums Perfektsein, denn gerade aus vermeintlich „misslungenen“ Experimenten können wir im Austausch jede Menge lernen. Lass dich gerne vom monatlich vorgegebenen Thema inspirieren und zeig deine Ideen dazu.
Jeden letzten Sonntag im Monat sind die Stoffspielereien zu Gast bei einer anderen Bloggerin. Dabei kommen wir ohne Verlinkungstool aus: Schreib einfach einen Kommentar mit dem Link zu deinem Beitrag im jeweiligen Blogpost der Gastgeberin. Sie fügt die Links im Lauf des Tages in ihren Beitrag ein – ganz persönlich und individuell.
Unter https://stoffspielereien.net findet sich die Übersichtsseite mit allen weiteren wichtigen Informationen.
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Die nächsten Termine:
- 27.03.2022: „Cording“ bei Machwerke
- 24.04.2022: „metallisch“ bei zwisch-en-durch
- 29.05.2022: „gekräuselt und gerafft“ bei Stoffnotizen
- 26.06.2022: „Portrait“ bei Bimbambuki
- Juli und August 2022: Sommerpause
- 25.09.2022: „Webkanten“ bei Siebensachen zum Selbermachen
- 30.10.2022: „Posamente“ bei made with Blümchen
- 27.11.2022: „Ornament“ bei Petersilie & Co
- Dezember 2022: Winterpause
Das ist ja mal ein toller Fund im Alteisen! Solche Schablonen finde ich wunderbar; bei Manufactum könnte man so ähnliche – kleiner allerdings – um wohlfeiles Geld ebenfalls erwerben. Eine feine Spielerei! Mir gefallen die großen Buchstaben bei dir auch besser ohne Umrandung. Witzig: Ich wollte zunächst meinen Schriftzug auch umsticken, habe das aber nach dem ersten Buchstaben wieder aufgetrennt. Ohne Rand wirkte besser. Ich wünsche mir, dass dein Wunsch nach wieder Frieden bald Wirklichkeit wird. Liebe Grüße, Gabi
Liebe Gabi,
ich bin immer erstaunt, was sich so alles findet – und dass U. dafür einen Blick hat. Ich hoffe, ich verliere die Schablonen nicht aus dem Blick und setze sie immer wieder mal ein.
Liebe Grüße
Ines
Liebe Ines,
Deiner Hoffnung schließe ich mich an und danke Dir für den gewählten Text.
Der Schablonenfund gelangte wirklich in die richtigen Hände ! Ob die Schablonen mal für Wäschezeichen dienten ?
Die Experimente mit den umnähten und umsticktem Buchstaben sehen interessant aus, auch die Wirkung mit unterlegtem Material.
Wo kommt das Körbchen zum Einsatz ?
Liebe Grüße
Tyche
Ich denke, für Wäschekennzeichen sind die Schablonen zu groß. Da wurden in unserer Gegend eher solche Kupferschablonen, die ich bei den Stoffspielereien “Monogramm” verwendet habe, verwendet.
Durch das dicke unterlegte Vlies kam die Umrandung nicht mehr so gut raus. Ich denke aber, bei wenig Material unter dem bedruckten Stoff ist das eine gute Variante.
Das Körbchen darf vermutlich auf meinem Nähtisch bleiben. Oder ich finde ein schönes Blumenstöckchen, dann stelle ich das (samt Übertop) hinein auf den Tisch.
Liebe Grüße
Ines
Solche Einzelschablonen sind wunderbar vielseitig, ein schöner schatz! ich habe nur eine große Platte, die ist mir immer zu unhandlich, leider. Texte auf Alltagsgegenständen sind wirklich gute Gedankenfänger, auch wenn der Anlass dieser tage mehr als bedrückend ist. Liebe grüße, Elvira
Einzeln finde ich die Schablonen auch viel geschickter als eine große Platte. Hier sind nur die Abstände zwischen den Buchstaben zu groß, wenn ich die Schablonen direkt nebeneinander lege. Ich muss sie überlappend legen, damit es gut aussieht.
Liebe Grüße
Ines
Liebe Ines, was für ein toller Fund!!!
Und was für einen schönen Psalm du da ausgesucht hast. Mögen möglichst viele Menschen ihn beherzigen.
Liebe Grüße Ute
Der Vers “sprang” mich in der momentanen SItuation einfach an – und daher musste er sein ! 😉
Liebe Grüße
Ines
Um die Schablonen kann man dich beneiden! Sehr gut gefällt mir an deiner Arbeit die Kombination von kleinen maschinengestickten Buchstaben mit den großen, schablonierten. Ich würde mir wünschen, bei dir noch mehr Werke zu sehen, bei denen du diese Schablonen einsetzt.
LG
Siebensachen
Ja, über die Schablonen habe ich mich sehr gefreut – und ich hoffe, ich verstaue sie nicht in einer Schachtel und vergesse sie.
Liebe Grüße
Ines
Wie schön! Dieses Projekt gefällt mir extrem gut! 😍
Danke Ute!
Liebe Grüße
Ines
Liebe Ines,
ich bin total beeindruckt! So schön! So passend für diese wirklich bedrückenden Zeiten! Das sind wirklich tolle Schablonen, eure Fundstücke!
LG
Christiane
Eines Tages stand mein Mann vor mir und reichte sie mir – anfangs wusste ich gar nicht, was das ist. Umso schöner war, als er dann schlußendlich alle Buchstaben fand.
Liebe Grüße
Ines
Eine spannende Geschichte, wie deine Buchstaben zusammen kommen. Die Mischung aus nähmaschinengestickten und gedruckten Buchstaben ist sehr schön geworden. Die gedruckten Buchstaben mit der Nähmaschine zu umsticken ist reizvoll, aber viel zu aufwendig, vor allem bei mehreren Worten mit vielen Buchstaben.
LG Gabi
Ich glaube, dass bei einem dünneren Vlies eine Umrandung der Buchstaben besser rauskäme. Aber es ist echt richtig zeitschluckend 😉
Liebe Grüße
Ines
Glückwunsch zu diesem Fund, da kam ja das Thema gerade recht. Ich denke, der Abstand zwischen den Wortbuchstaben könnte kleiner sein. Dann müsste man aber immer warten bis zum trocknen.
Am Ende sieht man am Ergebnis, dass alles wunderbar passt.
Umrandungen mit Fäden können Kontur geben. Bei Reverse-Applikationen mag ich das.
Zunächst hatte ich auch an einen großen Buchstaben und Trapunto gedacht. Da ist umsteppen erforderlich.
Jetzt wo Du die Schablonen hast ist es die Gelegenheit, Deine Farben aufzubrauchen. Ideen gibt es ja heute reichlich.
LG Ute
Die Einzelschablonen sind relativ breit. Daher habe ich sie schon leicht überlappend aufgelegt. Eben immer bis zum eben aufgewalzten (nassen) Buchstaben. zum Glück habe ich nu schwarze und weiße Stofffarbe – denn ich nähe lieber als dass ich drucke. Die beiden Behälter sind daher auch schon älter und sehr pastös….
Liebe Grüße
Ines
Oh, das sind ja wunderschöne Fundstücke, diese Schablonen. Und auch so wichtige Worte hast Du gefunden, die Du mit den Schablonen gedruckt hast. In diesem Sinne hoffen wir wohl alle. Liebe Grüße!
Ich hoffe auch weiterhin, dass es zu einer Änderung im Kopf mancher Menschen kommt!
Über die Schablonen freue ich mich sehr – ich habe erst so allmählich kapiert, wie toll sie sind und v.a. dass das komplette Alphabet aufgetaucht ist.
Liebe Grüße
Ines
Ein schöner Spruch, den die Großen der Welt beherzigen sollten, der aber auch im Alltag für uns alle Leitlinie sein sollte.
Ich habe meine Buchstaben ja auch umstickt, und habe dabei schnell festgestellt, dass man wirklich genau auf der Kante nähen muss, damit es gut aussieht. Und dafür muss man wirklich sehr langsam und genau nähen, und oft die Nadel nochmal heben und genau platzieren. Aber dann kann das Vlies ruhig dicker sein, das erzeugt dann einen Trapunto-Effekt.
Liebe Grüße
Christiane
Mir waren es zuviele Buchstaben, die ich hätte umrunden müssen. Auch war die “Schrift” der Schablonen mit den Unterbrechungen nicht wirklich geeignet. Dreimal ansetzen für ein “S” und dann so kurze Strecken….
Liebe Grüße
Ines
Die Ereignisse haben auch mich aufgerüttelt. Etwas mit all den Gefühlen, Ängsten, Sorgen zu machen, ist eine gute Idee. Die Kombination aus dem maschinell gefertigten Text und den handgedruckten Worten gefällt mir sehr.
Herzliche Grüße aus der Ferne!
Diesen Fund musst du gut aufheben, das ist eine echter Schatz! Und die Umsetzung gefällt mir sehr mit den beiden verschiedenen Schriften und am Ende passt das orange noch ein bisschen fröhlich zum Spruch. Ein schönes Projekt und ein sehr schöner Spruch. Viele Grüße Ingrid
Ich war so mit dem Einflegen der Links beschäftigt, das ich noch gar nicht hier kommentiert habe. Sorry. Auch dich hat die Nachrichtenlage beim Arbeiten beschäftigt, ich hatte kurz daran gedacht es ganz abzusagen.
Dein Fund ist so toll, denn mit einzelnen Buchstaben läßt sich viel mehr realisieren, als mit einer Platte, wie ich sie habe.(ist auch neueren Datums) Ich glaube, wenn man in die schablonierten Buchstaben hineingeht, nimmt man ihnen die Kraft als Schrift. Etwas vollkommen Gegenläufiges oder Strukturelles erscheint mir besser zu passen dafür.
Danke für deinen schönen Beitrag.
Viele Grüße, karen
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