Die Erfahrung lehrt uns, daß die einzelnen Farben besondre Gemütsstimmungen geben.
Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832)
Es sind Harmonien und Kontraste in den Farben verborgen, die ganz von selbst zusammenwirken.
Vincent van Gogh (1853 – 1890)
Es ist heilsam, sich mit farbigen Dingen zu umgeben. Was das Auge erfreut, erfrischt den Geist, und was den Geist erfrischt, erfrischt den Körper.
Prentice Mulford (1834-1891
Shibori – die alte japanische Technik des Färbens ist heute Thema bei den Stoffspielereien, heute gesammelt bei KaZe.
Ende der 70er Jahre habe ich vermutlich zuletzt mit Batikfarben gearbeitet: zusammen mit meiner Mutter und meinen Schwestern haben wir gefaltetes Papier in verschiedene Farben getunkt und daraus dann Karten gebastelt. Inzwischen hat diese Technik wieder ihren ursprünglichen Namen bekommen und man hat sich ihrer japanischen Herkunft erinnert.
Da ich außer dieser Erfahrung als 10-jähriges Mädchen auf nichts zuzurückgreifen konnte, legte ich mir zuerst ein Buch zum Thema zu:
Darin sind die typischen Varianten wie Abbinden, Knoten etc. erklärt und ich beschloß, einfach mal zu probieren. Grundlage aller meiner Versuche waren ein alter Baumwollstoff (dieser diente als Rückseite für ein Tischtuch, das ich so auf dem Flohmarkt erstanden hatte und von diesem abgetrennt habe) und ein einzelner alter Vorhang von IKEA, der musselinartig ist. Ich legte mir eine Farbe in rot zu, da ich nicht die typische Indigofarbe des Shibori verwenden wollte. Beim zweiten Mal Färben – die angerührte Farbe ist vier Tage haltbar – versuchte ich es mit zwei Bogen dickem Japanpapier
Den alten Baumwollstoff riss ich zu kleineren Stückchen, aus dem Vorhang schnitt ich ein großes Quadrat. Und dann ging es ans Vorbereiten der einzelnen Techniken und das Färben der einzelnen Stoff- und Papierstücke. Immer bevor es ans Färben ging, habe ich den vorbereiteten Stoff im Spülbecken gut eingeweicht. Ich habe heiß im Kochtopf jeweils eine Stunde lang gefärbt. Manche Stoffstücke habe ich nur kürzer eingetaucht.
Einwickeln kleiner Gegenstände (Kanoko / Kumo)
Ich wickelte Unterlegscheiben und Muttern mit Metzgersgarn ein.
Das Ergebnis erinnerte mich stark an die Batikarbeiten der 70er Jahre. Das Stückchen Stoff reichte aus, um ein kleines Album zu bekleben – da möchte ich Fotos aller meiner verschenkten Nähereien einkleben.
Und dazu konnte ich mir eines meiner vielgeliebten Säckchen nähen – die brauche ich immer wieder für alles mögliche.
Falten und Rollen (falsches Bomaki)
Hier habe ich den Stoff ziehharmonikamäßig gefaltet und gebügelt und dann aufgerollt. Es werden nur die äußeren Ränder in die Farbe getaucht.
Eine konkrete Idee für den Stoff habe ich dafür noch nicht – vielleicht wird ein Bucheinband daraus.
Eingefaltetes Dreieck (Sekka)
Hier habe ich das Stoffstückchen halbiert und dann dreiecksartig übereinander gefaltet. Anschließend habe ich das Rechteck zusammengerollt und mit Garn abgebunden.
Das Muster gefällr mir ganz gut – mal sehen, was daraus wird.
Gefaltet mit Wäscheklammern (Itajime)
Ausgangspunkt ist hier wieder das ziehharmonikamäßig gefaltetet Stückchen Stoff. Links und rechts habe ich Holzwäscheklammer befestigt, halbiert und mit Holzleisten und Schnur fixiert.
Dieser Stoff gefällt mir am besten und davon werde ich hoffentlich die äußere Hülle eines Reiseetuis nähen.
Gefaltet mit Holzleisten (Itajime)
Das große Musselintuch habe ich ziehharmonikamäßig gefaltet und mit Holzleisten und Schraubzwingen fixiert. Gefärbt habe ich nur die Kanten.
Das Tuch habe ich nach dem Färben halbiert und einen Loop draus genäht (und der andere ist, wenn ich den Loop dann genäht habe, zum Verschenken).
Mit Faden ein Muster eingezogen (Mokume)
Hier habe ich in ein größeres Stück Stoff mit einem starken Faden (Kettfaden) ein Dreiecksmuster von Hand eingenäht und dies dann festgezogen.
Mein erster Plan war, daraus einen Tischläufer zu nähen, das war dann aber doch zu viel des Guten. So habe ich mir daraus eine zusammenfaltbare Einkaufstasche genäht.
Das Japanpapier
Da mir das Wäscheklammermuster so gut gefallen hat, faltete ich das Papier so ähnlich. Mit den Klammers fixierte ich das zum Dreieck gefaltete Papier.
Was aus dem Papier entstehen wird weiß ich noch nicht, aber schönes Papier ist ja immer zu gebrauchen.
Den Ausflug in die Shibori-Technik habe ich genossen und freue mich, nun die Ergebnisse der anderen Teilnehmerinnen anzuschauen. Die ersten Spickeleien sahen schon toll aus! Danke an KaZe für den Anschubser und das heutige Sammeln der Beiträge.
Liebe Grüße
Ines
Am 30. April sammelt Suschna Textile Geschichten “seltene Techniken” bei den Stoffspielereien!
Material
alter Baumwollstoff
Musselin (Vorhang)
Japanpapier (Briefpapierbogen)
Diverses aus der Werkstatt und den Bastelkisten
Farbe: “Javana Batik-Textilfarbe” von Kreul in “Raspberry Flavor”
Schnitte
Album: mit Tipps von Susanne Nahtlust
Loop: eigener Schnitt
Tasche: Lola_b von b-patterns
verlinkt
Stoffspielereien bei Feuerwerk by KaZe
So mach ich das
Guten Morgen Ines,
das sind ja schöne Ergebnisse geworden. Besonders das mit den Wäscheklammern gefallen mir sehr gut. Die Technik mit den Klammern kannte ich noch gar nicht (bzw. ist in meinem ShiboriBuch nicht drinnen^^). Habe mir nämlich zur Vorbereitung auch ein Buch gekauft und grüne und petrolne Farbe. Aber dann kam diese doofe Grippe dazwischen und nun kann ich nur die Werke von dir und den anderen bestaunen.
Im klassischen Blau spricht es mich, wie dich auch nicht so an. Das rot schaut klasse aus!
Und die Idee auch Papier zu färben, gefällt mir gut.
Schade, dass die Mokumetechnik bei dir nicht so gut geklappt hat, die finde ich nämlich am spannensten. Aber das gefaltete Dreieck hat auch einen klasse Effekt. Bin gespannt, was du daraus noch zauberst.
Liebe Grüße,
Maria
Liebe Maria,
ich bin da ja ganz Schwäbin: wenn die Farbe angerührt ist, muss möglichst viel drin gefärbt werden….
Die MokumeTechnik hat eigentlich schon ganz gut funktioniert (ganz wichtig: stärkeren Faden nehmen! Mit dem 100er Kettfaden ging das relativ gut). Aber als ich den Stoff auf den Tisch gelegt habe – ging gar nicht, deshalb die Tasche.
Aber wenn Du die Materialien schon da hast, vielleicht klappt es ja mal später. Am besten, wenn die nassen Stoffe draußen abtropfen können. Wir haben zum Glück eine große Werkstatt/Garage, in der mir mein Mann eine Leine gespannt hat.
Ich hoffe, Du bist wieder fit und gesund! Alles Liebe
Ines
Wow – du hast dich ja richtig ausgetobt! Sieht klasse aus, wie du da herangegangen bist und vor allem die Ergebnisse finde ich super. Dein Album ist klasse geworden – hat es mit dem Stoff auf Pappe kleben gut geklappt – oder hast du nun doch zuerst Papier kaschiert und dann auf Pappe? Jedenfalls hast du nicht nur die Stoffe gefärbt, sondern auch gleich noch so viele schöne Sachen damit erwerkelt – Kompliment!
LG. Susanne
Liebe Susanne,
da ich mir Kleidung aus “gebatikten” Stoffen so gar nicht vorstellen konnte (Karen verlinkt in ihrem Blogpost auf eine geniale Seite, wo Kimonos mit Shibori gezeigt werden!), hatte ich schon früh die Idee, Graupappe mit den Versuchen zu überziehen. Der alte Baumwollstoff ist relativ fest (und unregelmäßig), daher habe ich die Pappe gleichmäßig mit Buchbinderleim eingetrichen und dann direkt den Stoff drauf gezogen. Das ging wunderbar und wie Du siehst: ich kann jetzt auch Ösen (bei eine Discounter habe ich relativ günstig eine Ösenzange und Ösen für Papier erstanden.): ich bin so dankbar für den Workshop mit Dir!
Liebe Grüße
Ines
Ach, das ist klasse zu hören, dass alles so gut geklappt hat und du den Workshopinhalt weiterhin so super umsetzen kannst. Perfekt! Danke dir für die schöne Rückmeldung 🙂
LG. susanne
Schön wieviel du probiert hast. Die Klammerstoff und die gefalteten Dreiecke gefallen mir ausgesprochen gut. Auf die Idee den Sud auch für Papier zu nehmen, bin ich leider gar nicht gekommen, obwohl so naheliegend und ich selber vorher mit Batikpapier probiert hatte.Der Rest hätte noch viel hergegeben, hatte kurz überlegt ob ich es abfülle und mit Essig haltbar mache. Prima Idee Verschenktes zu dokumentieren.
Wie heißt deine Farbe? das werde ich bei mir gleich ergänzen.
Prima, dass du dabei bist.
Viele Grüße Karen
Liebe Karen,
ich liebe die Anstupser durch die Stoffspielereien! Vermutlich müsste das Papier etwas dünner sein, aber gleich eine ganze Rolle Japanpapier war mir zuviel. So gab es eben die etwas dickere Version, was sich sicherlich auch auf das Ergebnis auswirkt.
Die Klammertechnik gefällt mir auch richtig gut – ich schmunzele jetzt immer, wenn ich die roten Klammern sehe. Die Farbe ist von Kreul, geht kalt und warm und auch relativ schnell (1 Stunde Färbezeit), da nichts “reagieren” musste.
Dir einen schönen Sonntag,
Ines
Du zeigst sehr schön wie unterschiedlich da gemustert werden kann.
Und jeder Ansatz bietet noch Inspiration, da selbst weiterzufärben. Gerade die Versuche mit den Klammern sind sehr super, das Muster gefällt mir gut!
Da wirst du wohl noch öfters an die Versuche denken wenn du sie aus dem Klammerbeutel ziehst. 🙂
(Mir ging es übrigens wie dir, ich habe die Flotte auch bis zur bitteren Neige aufgebraucht. Den Rest habe ich dann sogar zum farblichen Abdämpfen einer merkwürdiggelben Leintuchs mit in die Waschmaschine gegeben…)
Die Vielfalt der Muster begeistert mich auch – grad wenn ich auch die anderen Beiträge lese und sehe. Mit den Holzklammern werde ich wohl keine Wäsche aufhängen, nicht dass etwas abfärbt.
Liebe Grüße
Ines
Haha, Papier habe ich auch noch getestet. Momentan ist es noch sehr faltig, dabei habe ich es noch gebügelt! Aber wahrscheinlich wird es schon glatt, wenn es mal mit Leim eingestrichen ist. Ich werde gleich noch ein Bild von meinem Papier bei mir mit einbauen, ist auch ganz hübsch geworden.
Das falsche Bomaki sieht bei mir genauso aus (in meinem Buch heißt die Technik sutoraipu, aber scheint das Gleiche zu sein). Dein Album gefällt mir besonders gut! LG Christa
Ich habe beim Durchlesen auch festgestellt, dass die Namen icht überall gleich sind – aber das ist ja eigentlich egal. Wichtig ist ja, dass etwas dabei herauskommt oder man zumindest ausprobiert, was möglich ist. War eine gute Idee von Karen, dies zum Thema der Stoffspielereien zu machen!
Liebe Grüße
Ines
Ach, ihr seid alle so fleißig! Die Ergebnisse sind sehr interessant. Ich hab’ das Farbbad aufgehoben und werde das mit den Klammern ausprobieren.
Liebe Grüße
Annelies
Da bin ich ja gespannt, wie es bei Dir wird!
Liebe Grüße
Ines
Ach, wie schön! Toll, dass du die Stoffe auch gleich weiterverarbeitet hast. Das intensiviert nochmals die Wirkung, finde ich.
LG
Siebensachen
Wenn ich mir nicht vorgenommen hätte, wenigstens eine Teil gleich zu verarbeiten, würde ich die Stoffe sicher vergessen. Bei mir ist es am Besten, wenn ich eine Idee zum Stoff habe.
Liebe Grüße
Ines
Das Muster der Wäscheklammern ist ja genial geworden! Das gefällt mir von allen Versuchen am besten. Es gibt noch so viel auszuprobieren – ich muss nochmal eine zweite Runde machen, nach den tollen Beiträgen habe ich so viele frische Ideen.
Oh wie schön! Wenn ich Zeit gehabt hätte, hätte ich auch in rot gefärbt, es liegt eigentlich alles Material bereit, nur die Zeit hat gefehlt. (Wie gut, dass der Sommer Stoffspielerei-frei ist, das Thema schreit ja geradezu nach einem Nachspiel!)
Danke, dass Du hier die einzelnen Techniken und Schritte so ausführlich zeigst! Mir gefällt ebenfalls die Variante mit den Wäscheklammern am besten, aber auch alle anderen Varianten haben ihren Reiz. (Die Wäscheklammern kannst du dann gleich für die nächsten Färbe-Experimente wieder verwenden!) Vor 20 Jahren haben wir mit den Kindern im Sommerlager T-Shirts laienhaft abgebunden und gebatikt, aber was die alten Japaner da an Exaktheit aufführen, ist eine ganz andere Liga an Exaktheit. Ich mag auch Deine Idee, Bücher und Mappen in dem Stoff zu binden, sehr gern. Das sind auch ganz tolle Geschenke! Liebe Grüße, wir sehen uns bald, hurra! Gabi
Das liebe ich an den Stoffspielereien: etwas ausprobieren, um das ich noch jahrelang einen Riesenbogen gemacht hätte. Und meist gefällt mir es dann und die Beschäftigung mit dem ungewohnten Thema birgt oft so vielfältige Reize. Nicht zu vergessen, was da alles an Ideen, Ausprobierereien und Ergebnissen bei allen zusammenkommt.
Und ich musste einen Teil der Stoffstücke gleich verarbeiten, sonst geraten die bei mir in Vergessenheit. Grad so kleinere Sachen wie Einbände, Einkaufstaschen,… verschänke ich auch gerne (aber den Wäscheklammernstoff werde ich wohl behalten!)
Liebe Grüße und bis bald!
Ines
Deine Ergebnisse zeigen, wie viel Experimentierfreude Du hattest. Mein Favorit ist das dreieckig gefaltete Färbe-Ergebnis.
Solche gefärbten Stoffe verwende ich gerne für Patchwork, zuletzt für Chenille. Ich mag die unregelmässigem Lebendigkeit solcher gefärbten Stoffe.
LG Ute
Liebe Ute,
ach, Deine Stoffvariationen gefallen mir immer so gut. Ich bin meist etwas vorsichtig, aber vielleicht kann ich aus den Shibori-Stücken ja doch noch was Schönes nähen.
LG Ines
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