Stoff selbst beschichten und zu einem Geldbeutel vernähen

Ich vernähe Wachstuch eher selten. Warum weiß ich selbst nicht so genau. Aber vermutlich mag ich dieses klebrige Gefühl beim Anfassen nicht, das die billigen Wachstuchstoffe oft so an sich haben. Die hochwertigen Wachsstoffe fühlen sich zwar besser an, aber irgendwie werde ich bisher nicht so richtig warm damit.

Trotzdem war ich neugierig, als vor ca. einem Jahr ein Mittel (“OdiCoat”) bekannt wurde, mit dem man normalen Baumwollstoff beschichten kann, das sie einem Wachstuch ähnlich macht. Irgendwo in einem Online-Shop bestellte ich mir mit einer anderen Materialbestellung eine Dose davon hinzu.

Letzte Woche inspirierte mich dann Mareike Rundherumblog,als sie ihr selbst hergestelltes Wachstuch zeigte. Mir fiel ein, dass ich nie einen Blogbeitrag zu dieser Stoffbeschichtung geschrieben habe: der daraus entstandene Geldbeutel ist nun schon ein dreiviertel Jahr in Gebrauch!

Mein Ziel war es, aus einem japanischen Stoff, den ich für die Stoffspielereien “Japan” erstanden hatte, die Außenhülle des Geldbeutels “Grete” von machwerk zu nähen.

Vorsichtig wie ich warm, schnitt ich aus dem Baumwollstoff ein Stück zu, das ein wenig größer als das betreffende Schnittteil ist. Mit Klebestreifen befestigte ich den Stoff auf einem kleinen Holzbrett.

Kontrolle, ob das Schnittteil passt:

Zu meiner Dose “OdiCoat” gehörte eine Karte dazu, mit der das Gel auf- und eingestrichen wird.

Das “OdiCoat” ist ein zähflüssiges farbloses Gel, das in mehreren Schichten – ich habe zweimal eingestrichen – aufgetragen wird.

Dazwischen sollte das Gel abtrocknen. 

Man kann durch Bügeln (abgedeckt mit Backpapier) das Gel wohl noch tiefer in den Stoff eindringen lassen. Da ich das aber nicht wusste, habe ich nicht gebügelt.

Nach dem letzten Einstreichen habe ich den Stoff gut trocken lassen: er wird ein wenig steifer, behält aber eine gewisse Biegsamkeit. Ich hoffe, auf dem Bild könnt Ihr Euch die Haptik etwas vorstellen:

Aus diesem beschichteten Stoff habe ich mir dann zusammen mit andern Stoffen (u.a. EssexLinen) den Machwerk’schen Grete-Geldbeutel genäht. Eigentlich habe ich ihn mir als Urlaubsgeldbeutel genäht. Aber nach dem Urlaub letzten Frühsommer habe ich ihn nicht mehr gewechselt – er hat sich einfach im Alltag bewährt.

Ganz besonders stolz bin ich auf die abgesteppten Kanten am Reißverschluss. Man kann den beschichteten Stoff mit einem Teflonfuß nähen (was ich gemacht habe), es soll aber auch mit dem normalen Nähfuß funktionieren.

Nach einem dreiviertel Jahr im Gebrauch – und das heißt, dass der Geldbeutel sich lose im großen Fach der dazu passenden Dany befindet – fasse ich ihn immer noch gerne an, er ist kein bißchen schmuddelig. Ich musste ihn bis jetzt auch noch nicht außen feucht abwischen. Auch meine Bedenken, es könnte Knicklinien im Stoff geben, haben sich nicht bestätigt.

Als ich im Herbst in meinem Stoffladen hier OdiCoat entdeckte, sprach ich eine Verkäuferin an und zeigte ihr meinen Geldbeutel. Sie konnte sich nämlich so gar nichts unter diesem Produkt vorstellen.

Ein Reststück des beschichteten Stoffes habe ich in der Waschmaschine mitgewaschen, die Beschichtung blieb tatsächlich dran. Daher hoffe ich, ich habe noch recht lange was von meiner kleinen Grete!

Liebe Grüße

Ines

 

Das Gel “OdiCoat” habe ich selbst gekauft. Da ich selbst Test von textilverwandeten Produkten gerne lese, habe ich diesen Bericht geschrieben, der als Werbung aufgefasst werden kann. Ich berichte hier von meiner eigenen Anwendung und Erfahrung und werde dafür nicht bezahlt oder erhalte sonst etwas dafür.

Material
Baumwollstoffe aus meinem Nähzimmer
OdiCoat

Schnitt
Grete klein von machwerk

verlinkt
Creadienstag
Handmade On Tuesday
The Creative Lover
Dings vom Dienstag

 

 

23 Gedanken zu „Stoff selbst beschichten und zu einem Geldbeutel vernähen

    1. Nähzimmerplaudereien Beitragsautor

      Liebe Julia,
      ich war selbst sehr erstaunt, dass auch er Langzeittest bestanden wurde. Ich war nämlich am Anfang schon sehr skeptisch und dachte, das wird klebrig oder bekommt Risse. Aber es hält tatsächlich!.
      Liebe Grüße
      Ines

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  1. Siebensachen

    Ich wusste zwar, dass es dieses Produkt gibt und wofür man es verwendet, aber es ist doch etwas ganz anderes, wenn man die Anwendung und die Erfahrung beim Gebrauch so informativ geschildert bekommt. Danke dafür. Gerade habe ich mir bei einem Anbieter die genaue Produktbeschreibung durchgelesen, konnte aber nicht ermitteln, ob OdiCoat lebensmittelecht ist. Weißt du das? Könnte man ein Tuch damit beschichten und es zum Einwickeln von Lebensmitteln verwenden?
    Übrigens: deine Geldbörse ist ganz toll!
    LG
    Siebensachen

    Antworten
    1. Nähzimmerplaudereien Beitragsautor

      Mmm, das weiß ich auch nicht. Aber irgendein Kunststoff ist da sicher drin. Es ist auf jeden Fall aäure- und lösungsmittelfrei, das habe ich jetzt über die Homepage des Herstellers herausgefunden. Leider kann ich Dir da auch nicht weiterhelfen. Zur Zeit gibt es ja einige Anleitungen mit Bienenwachstüchern – vielleicht ist das ja etwas.
      Liebe Grüße
      Ines

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  2. Nähkäschtle

    Super, vielen Dank für den Erfahrungsbericht. Ich will mir auch kein Wachstuch mehr kaufen, sondern es mal mit dem Odicoat probieren. Die Geldbörse ist sehr schön so blau in blau.
    Liebe Grüße Ingrid

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    1. Nähzimmerplaudereien Beitragsautor

      Also wenn Du irgendetwas beschichten will, finde ich das echt empfehlenswert. Es kann eben der Wunschstoff und die Wunschmenge beschichtet werden.
      Und die Grete ist einfach ein tolles Schnittmuster!
      Liebe Grüße
      Ines

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  3. Kunzfrau

    Oh, das kommt mir ja gerade recht. Ich will mir nämlich eine neue Kulturtsche nähen. Und da habe ich schon überlegt, wie ich die Inenseite beschichte. Das wäre ja was für mich!

    Gruß Marion

    Antworten
    1. Nähzimmerplaudereien Beitragsautor

      Ja, da passt das ja richtig gut. Feucht rauswischen, wenns klebrig wird ist da richtig gut möglich – und Du kannst Deinen Lieblingsstoff verwenden.
      Liebe Grüße
      Ines

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  4. eSTe

    Hallo Ines, danke für diesen ausführlichen Erfahrungsbericht über diese Beschichtungsmethode. Das hört sich ja gar nicht kompliziert an. Ist ja toll, dass du der Verkäuferin Nachhilfeunterricht geben konntest.
    LG eSTe

    Antworten
    1. Nähzimmerplaudereien Beitragsautor

      Liebe eSTe, das ist wirklich einfach zuhandhaben und ist auch kein “Geschmier”, da es sich um ein richtiges Gel handelt. In der Dose ist noch richtig viel drin – das mache ich sicher wieder.
      LiG Ines

      Antworten
  5. Mareike

    Liebe Ines,

    siehst Du, so schnell kommt man zu einem Blogpost. Wir machen ja so viel nebenbei das nicht verbloggt wird. Schön, dass der Langzeittest von Dir gezeigt wird. Und Du hast ganz ähnliche Erfahrungen mit dem Gel gemacht wie ich. Ist ein tolles Zeug. Das paast richtig gut zur Grete, weil sie dann länger hält. Ich hab meine auch schon mindestens zwei Jahre. Aber damals hab ich in teures Wachstuch investiert.

    LG Mareike

    Antworten
    1. Nähzimmerplaudereien Beitragsautor

      Liebe Mareike,
      ich danke Dir für den Anstupser – sonst hätte das noch viel länger gedauert. Und dabei habe ich damals gleich Bilder gemacht. Mal sehen, was das nächhste Projekt damit wird.
      Liebe Grüße
      Ines

      Antworten
  6. KAZE

    Ein sehr interesannet Erfahrungsbericht von deiner hübschen Grete. Wirklich klasse, dass so gar keinen Gebrauchsspuren sichtbar sind, mit Knicklinien hätte ich übrigens auch gerechnet. Als ich von dem Gel las, dachte ich, dass eigentlich transparentes Acryl genau den gleichen Effekt hervorbringt. das haben wir bei Projekten schon für dünne Stoffe genutzt für Kostüme. Da ist natürlich nix im Dauergebrauch.
    Bei deinem Stoff gefällt mir auch, dass der Glanz so ganz dezent ist.
    viele Grüße, Karen

    Antworten
    1. Nähzimmerplaudereien Beitragsautor

      Liebe Karen, ich war auch etwas skeptisch – bin aber nach 9 Monaten Dauergebrauch wirklich davon angetan. V.a., da es sich immer noch angenehm anfasst und eben keine Knicke hat. Der Stoff wird nicht fest im eigentlichen Sinne, sonder bekommt eben dieses Finish.
      Liebe Grüße
      Ines

      Antworten
  7. made with Blümchen

    Liebe Ines, danke für Deinen anschaulichen Bericht! OdiCoat steht schon seit dem Bericht von Martina Machwerke auf meiner will-ich-ausprobieren-Liste, und jetzt reizt es mich noch mehr, das Projekt endlich anzugehen! Ich hätte so gerne eine hübsche neue Regenjacke, die darf ruhig auch ein bisschen steifer sein, glaubst du das ginge mit dieser Beschichtung? Die kleine Variante der Grete hatte ich ja gar nicht mehr auf dem Schirm, aber ich brauche DRINGEND einen neuen Geldbeutel. Mein alter (tatsächlich ein Werbegeschenk einer Bank, hüstel…) zerlegt sich gerade in seine Bestandteile. Danke für den Anstups und Anreiz! Liebe Grüße, Gabi

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    1. Nähzimmerplaudereien Beitragsautor

      Liebe Gabe,
      ob das für Bekleidung geht, kann ich Dir echt nicht sagen. Da würde ich persönlich zu Funktionsstoffen greifen. Aber wäre vielleicht einen Versuch wert. Und anfangs dachte ich, die kleine Grete ist zu klein. Die passt aber zur Zeit einfach richtig gut.
      Liebe Grüße
      Ines

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      1. griselda

        Pooh, für eine ganze Jacke muss man dann wohl ein paar der Döschen verarbeiten, das wäre mir zu mühsam, vor allem darf sich da ja nix verziehen….. Jede Fadellaufabweichung wird zemenziert 🙂
        Ines hat da schon Recht- nimm Funktionsstoffe!

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  8. Nanusch

    Liebe Ines,
    vielen, lieben Dank für deinen Erfahrungsbericht. DAs ist ja eine tolle Idee! Ich werde diese Art der Stoffbeschichtung sicher einmal ausprobieren!
    GLG
    CHristiane

    Antworten
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